Beim aktuellen Klima in Deutschland kann man vom richtigen Sommer nur träumen und das geht wunderbar mit meinem neusten Modell aus Noro Taiyo Sport. Doch wenn ich es mir recht überlege … bei heißem Wetter, könnte ich den tollen Sweater gar nicht tragen. Ein Dilemma!?
Die Macchia mediterranea in einem Sommerpullover
Ich entscheide mich für den kühlen Sommer in Berlin, denn ich will das neue Strickteil unbedingt tragen und träume mich eben an einen menschenleeren Strand, mit türkisblauem Meer, mit weißen Wolkentupfern am stahlblauen Himmel und der mediterranen Macchia mit ein paar fliederfarbenen Blüten und einem herrlich würzigen Duft, vermischt mit dem „Sapore di mare“*. Und auch wenn ich genau dort wäre, könnte ich wahrscheinlich auch nur einen Traum davon haben. Wo würde man denn wohl um diese Zeit einsame Strände finden?
Das Projekt aus Noro Taiyo Sport #9, Noro Taiyo 4ply #70 und mehr
Auf meiner Suche nach den schönsten Farben von Noro konnte ich von der Farbnummer 9 leider nur noch drei Knäuel ergattern. Ich kaufte sie trotzdem, denn hier findet sich eine aquamarin-gleiche Farbe, die zusammen mit dem Weiß aus diesem Rapport förmlich herausleuchtet. Zudem gibt es ein schönes Royalblau, Violett, einen Lilaton, zartes Flieder, dazu Sand, Beige, Braun, Nachtblau und ein ganz zartes Hellblau.
Lange habe ich überlegt, was ich aus den nur 300 Gramm zaubern kann und dachte zuerst an den Kurzarm-Pulli, der hier zu sehen ist. Nach einer Strickprobe entschied ich mich jedoch für glatt Links mit einer Blumenbordüre und für Ärmel aus einem anderen Garn, in einem anderen Muster. Nachdem ich bei Dibadu noch einen Strang acquafarbenes Lacegarn erwischte, war die Idee geboren und das Acqua betont, dass hier wirkt, wie das Meer, wenn es seicht ist.
Die Details
So befindet sich am unteren Rand ein seitlich getrennter, flattriger Streifen. Damit er bei jeder Bewegung locker wippt, ist er hinten länger als vorn. Die Streifen sind mit dicken Nadeln aus dem sehr dünnen Seda de Campo Lace Farbe „Eisbonbon“ von Dibadu aus 65 % Seide und 35 % Leinen, mit einer Lauflänge von 800 Metern auf 100 Gramm. Dieses Garn ist ganz leicht „fleckig“ und unterstreicht dadurch noch den Effekt von fließendem Wasser. Diese Randstreifen habe ich nicht gespannt, denn sie sollen tun, was sie wollen.
Der Halsausschnitt ist mit dem gleichen Lacegarn eingefasst, jedoch noch mit einem Faden von Ito** Tetsu in Weiß, der am Ende nur noch aus einem Tetsu-Faden besteht. Das wirkt wie Schaumkronen auf den Wellen, die sich am Strand brechen.
Die Ärmel sind aus Noro Taiyo 4ply #70, aus den zur Sport passenden Farben; wobei ich das Beige, Gelb, Gelbgrün und Türkis weggelassen habe. Für die Bündchen gab es noch einen Rest der Sport und so wirkt alles sehr harmonisch.
Versuch und Irrtum
Dieser Pullover war eine schwere Geburt, nicht nur aufgrund der langen Überlegungen vorab, sondern auch, weil ich ihn dreimal angefangen habe. Aber eigentlich passiert das ganz oft, denn Versuch und Irrtum gehören einfach zum Designen.
Erster Versuch
Zuerst sah es fast so aus, wie dann am Ende mit dem Blumenmuster ganz normal auch aus der Noro Taiyo Sport. Allerdings fing ich das Strickteil mit der Farbe Sand an. Nachdem ich den Farbrapport einmal durch hatte, fand ich es jedoch langweilig. Zudem kamen mir Zweifel, ob Vorder- und Rückenteil gleich würden und so räufelte ich alles komplett auf.
Zweiter Versuch
Für eine besseren Übersicht wickelte ich nun alle drei Noro Taiyo Sport Knäule ab. So konnte ich sehen, welche Farben mir wie oft zur Verfügung standen. Trotz der geringen Menge wollte ich, dass Vorder- und Rückenteil an der Seitennaht perfekt zusammenpassten. Ich breitete also meinen ganzen Schatz auf dem Boden aus und bildete zwei Stränge, bis beide gleichlang waren und kaum Garn übrig blieb. Dabei kam heraus, dass es schöner und effektiver ist, mit dem Royalblau zu beginnen.
Ich fing noch einmal ganz von vorn an. Der Pullover sollte schön locker fallen und so hatte ich etwas Sorge, ob die Wolle wirklich reichen würde. Da gerade die Noppen viel Garn verbrauchen, nahm ich für die Blütenblätter ein einfarbiges Mintgrün. Leider wurde dadurch das ganze Stickstück sehr schwer und ich hatte hinten tausend Fäden hängen. Das gefiel mir überhaupt nicht. Das mintgrüne Garn wirkt auch viel zu kompakt und ließ die schöne Norowolle blass aussehen.
An dieser Stelle räufelte ich wieder auf, allerdings nur noch bis zum Bütenstil.
Dritter Versuch
Der dritte Versuch war dann der Richtige und durch die beiden Stränge wusste ich sofort, wann ich mit dem Vorteilteil aufhören musste, um mit der restlichen Wolle das gegengleiche Rückenteil anzufertigen.
Bei den Ärmeln aus Taiyo 4ply wählte ich ein Muster, bei dem sich die großen Löcher im Kreis anordnen. Sie spiegeln praktisch das erhabene runde Blumenmuster vom unteren Rand des Pullovers hier als Lochmuster in fortlaufenden Kreisen.
Ich liebe diesen Sommerpullover und das Spiel zwischen den kompakten und filigranen Elementen. Die kräftigen Farben mit den smarten Abschlüssen. Das sanfte Auslaufen der Farben zum Ausschnitt hin, mit Tönen, die dem Gesicht schmeicheln.
Mir macht der Pullover richtig Laune und ich freue mich jetzt sogar, wenn es kühl ist und ich ihn anziehen kann.
Fotogalerie
Hier noch Fotos satt, vom Werden und vom fertigen Teil:
*Sapore di mare ist eine Zeile aus dem Lied Sapore di Sale von Gino Paoli und heißt soviel, wie „Der Geschmack des Meeres“. Hier kann man das Lied von 1963 anhören.
**Ito ist, wie Noro auch, ein japanischer Garnhersteller. Praktisch habe ich hier zwei Japaner vermählt und ihnen einen Eisbonbon zum Lutschen gegegeben :O
Was sagt du zu diesem Sommerpullover oder den Garnen? Fällt dir auch die mediterrane Macchia ein, so wie sie in Korsika oder im südlichen Italien zu finden ist? Gerne lese ich dein Statement unten im Kommentar 🙂
Toll! Ich trage zwar nicht gern bunt, aber auf jeden Fall habe ich jetzt Lust, nach Italien zu fliegen, sofort!
Liebe Ladi, oh wie schön, dass ich eine Sehnsucht in dir wecken konnte … genau dass sollten Geschichten können. Ich fahre erst, wenn es wirklich ruhige Plätzchen gibt und in jedem Fall, wenn es nicht mehr so heiß ist im Süden, nicht nur, um meine Strickteile auszuführen, sondern weil es einfach angenehmer ist.
Ich liebe Farben, vor allem blau und grün und bin deshalb von Deiner Seite (und von Dir sowieso) begeistert 🙂
Lieber Norbert, wie süß von dir. Dankeschön 🙂 und liebe Grüße nach Wien.
Super Pulli!
Danke Tilly 🙂
Wer braucht noch das Meer, wenn er diesen Pullover (oder wenigstens Deinen Artikel dazu) hat. Oder noch besser: Jeder, der so gerne, wie ich, ans Meer fährt, sollte, als Trost, weil es eben nicht 365 Tage Meer sein kann, so einen ‚MeerErsatz-Pullover‘ haben!
Bei mir läuft jetzt, wo ich Dir schreibe, der schöne Titel von Gino Paoli im Hintergrund und ich denke, auch Deine Bilder, vom Werden des Pullovers (Wahnsinn so ein Durchhaltevermögen, 3mal anfangen) könnten eine superschöne und angemessene Bilderfolge/Umrahmung für diesen Song in Youtube sein.
Ich wünsche Dir weiter so schöne Ergebnisse und danke für den anregenden Bericht davon.
Danke Majo. Bei diesem Lied denke ich an meine zahlreichen Reisen und Treffen mit Freunden in Italien, währenddessen wir auf Sommerpartys am Meer auch diese Musik genossen haben.
Noch so ein wunderschöner Pullover, es macht Spaß deinen Blog zu lesen, ich vergesse für einen Moment den schweren Alltag
Wow, Conny, das macht mich ganz stolz. Vielen Dank.
Ja, die Erinnerung an das Meer, an die würzige Luft oder auch an die Haptik von schönen Garnen lassen viel vergessen und machen einfach glücklich.
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Thank you, France.
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