Verrückt nach Noro-Garn
 
Noromaniac

Noro Tasogare – Leise Töne

Noro Tasogare Handstrickgarn Materialzusammensetzung: 60% Wolle (Corriedale*), 20% Seide, 20% Mohair
Einheit: 150 g
Lauflänge: 375 m auf 150 g (also 250 m auf 100 g)
Empfohlene Nadelstärke: 4,0 – 4,5 mm (US 6 – 7)
Maschenprobe: ca. 16-18 Maschen x 24-26 Reihen = 10 x 10 cm
Verkaufspreis pro Einheit: um die 40 Euro (je nach Preispolitik des einzelnen Garnhändlers)
Garngewicht: 4
Herkunftsland: Japan
Launch des Garns bei Noro: Herbst-Winter 2023

Knäuel mit Etikett, auf der man die Materialzusammensetzung des Wintergarns gut sehen kann: Wolle, Seide. Foto: Katrin Walter – Noromaniac Ein Knäuel Noro Tasogare Farbe #11 aus Japan mit Etikett. Foto: Katrin Walter – Noromaniac

Der Bedeutung des Garnnamen gibt schon einen Hinweis auf die Inspiration für dieses Garn, dass in der Herbst-Winter-Saison 2023 auf den Markt kam. Tasogare [黄昏] ist japanisch für „Dämmerung“. Es ist die Zeit, in der man die Brillanz der Farben weniger wahrnimmt, weil das Licht noch schwach ist oder schwächer wird. Es ist das Halbdunkel, der Übergang vom Tag zur Nacht oder von der Nacht zum Tag.

Twilight – Morgengrauen oder blaue Stunde

Um die Idee, die hinter dem Garn Noro Tasogare zu vermitteln, habe ich dir einmal ein paar Fotos mit Dämmerlicht aus Japan zusammengestellt. Das Land habe ich selbst vor kurzem besucht und dort spektakuläre Sonnenauf- und -untergänge gesehen …

Foto-Collage von Morgen- und Abend-Dämmerungen in Japan, wo sie besonders eindrucksvoll sind – Noromaniac
Foto-Collage mit Beispielen von Dämmerungen (Twilights) in Japan mit Fotos von Katrin Walter, Kohji Asakawa, Juniperphoton, Auntmasako, Reinis Birznieks und Svetlana Gumerova.

Wenn ein Garn strahlt und leise Töne anschlägt

Obwohl die Leuchtkraft der Farben gedämpft wurde, sind die Färbungen von Noro brillant, wie eh und je, wobei hier jeder Farbrapport mit ungefärbten Garnanteilen abgemildert worden ist. Dadurch strahlen, die Farben auf eine besondere Weise, so als würde eine dezente Lichtquelle von innen nachhelfen oder das Garn leise und ganz kontemplativ zu dir flüstern:

„Konichiwa, ich bin es, dein Norogarn Tasogare. Auch wenn morgens die Sonne noch nicht voll erwacht oder abends noch nicht vollständig untergegangen ist, zeige ich dir, wie man auch wenige Lichtstrahlen fokussieren kann.“

Die Farben wirken irgendwie heimelig und hyggelig. Sie begleiten dich in den anbrechenden Morgen oder sprechen dir eine Einladung zum Relaxen aus nach einem stressigen Tag. Hier finden sich Licht und Schatten … und so ein beruhigendes Gefühl.

Fadenstruktur des Garns in der Farbe #11 Kainan. Foto: Katrin Walter – Noromaniac

Die Anmutung der Noro Tasogare

Der ungefärbte Faden sorgt aber nicht nur für eine Dämpfung der Farben, es verleiht der Noro Tasogare auch (Ent)Spannung und Tiefe und macht es leicht „tweedig“. Die Corriedale*-Naturwolle darin ist meist braun, doch ab und an hat sich auch hellere Akzente – so wie sie eben die Natur offeriert. Sie wiegt sich mit den gefärbten Fasern in den typischen Noro-Multifarbverlauf in perfekter Harmonie und macht das Garn besonders. Fast sieht es so aus, als hätte man mit zwei Fäden unterschiedlicher Garne gearbeitet, einem Farbverlaufsgarn und einem Solidgarn.

Der abgewickelte Faden der Noro Tasogare Farbe #11 Kainan zur besseren Anschauung Struktur und Verarbeitung. Foto: Katrin Walter – Noromaniac

Daher sehen Stickstücke etwa so aus, wie die aus Silk Garden (Solo) oder Silk Garden Sock (Solo), die man viel im Netz sieht und zusammen mit einem Mohairfaden gestrickt werden, um sie auf der einen Seite kuschliger zu machen und auf der anderen die Farben abzuschwächen. Die Tasogare bietet diesen zweifädigen Effekt gleich in einem Garn, nur dass wir hier einen viel größeren Wollanteil haben: 60 Prozent. Der Faden ist ziemlich robust (gut für alle, die fest stricken) mit den für Noro typischen leichten Unregelmäßigkeiten, die hier jedoch nicht so stark ausgeprägt sind.

Das Garn ist braun meliert, was man in der Nahaufnahme gut sehen kann; mit Noroschild – The world of Nature. Foto: Katrin Walter – Noromaniac

Im Folgenden einmal ein Vergleich zur Noro Silk Garden, die man ganz links auf dem folgenden Bild sieht. In der Mitte die Noro Tasogare abgewickelt und daneben verstrickt im Rippenmuster:

Vergleich der Anmutung der Wollen Noro Silk Garden und Noro Tasogare. Foto: Katrin Walter – Noromaniac

Stricken mit dem Wollmischgarn Noro Tasogare

Strickt man das Garn mit 4-er Nadeln erhält man auch ein schönes dichtes Gestrick, das behaglich warm hält. Ich habe das so gemacht, denn ich habe mir ein Set aus Accessoires gestrickt: Mütze und Stulpen (siehe weiter unten). Die Mütze ist im unteren Teil sogar noch mit Karos in Jacquard-Technik gearbeitet, was den Teil um Stirn und Ohren noch dichter und damit wärmer macht.

Die Noro Tasogare selbst ist sehr warm. Will man sie etwas lockerer, zum Beispiel für Schals oder Tücher, sollte man mit größeren Nadeln stricken. Übrigens mit einem 150-g-Knäuel kommt man ziemlich weit. Nach dem Stricken meiner Mütze und der mittellangen Armstulpen, hatte ich immer noch 65 Gramm des Garns über.

Die Flüster-Farben

Alle Farben sind so unaufdringlich, reserviert und teilweise tonig, dass man sie für zeitlose Teile einsetzen kann. Sie wirken zurückhaltend, edel und doch cool sowie sportlich-elegant mit einer Prise Unergründlichkeit. Daher meine Assoziation zum „Flüstern“. Diese leisen Töne des Garns werden alle lieben, die es nicht allzu bunt und knallig mögen. Und hier sind sie, die Farbrapporte, die für die Herbst-Winter-Saison 2023 herausgekommen sind …

#05 Katano
Beige- und Brauntöne mit etwas Kaki
Rapport der Farbe #05 Katano mit Beige- und Brauntönen und etwas Kaki – Noromaniac

#06 Taketa
Grau- und Steintöne mit etwas Blau, die Inkarnation der Dämmerung, wenn wirklich nur wenig Licht da ist
Rapport der Farbe #06 Taketa mit Grau- und Steintönen und etwas Blau – Noromaniac

#07 Owase
Schwarz, Grau-, Blau- und Lilatönen
Rapport der Farbe #07 Owase mit Schwarz, Grau-, Blau- und Lilatönen – Noromaniac

#08 Yaita
Braun- und Grüntöne mit etwas Smaragd
Farbrapport #08 Yaita mit Braun- und Grüntönen und etwas Smaragd – Noromaniac

#09 Tsuru
Blau- und Grautöne mit etwas Türkis
Farbrapport #09 Tsuru mit Blau- und Grautönen und etwas Türkis – Noromaniac

#11 Kainan
Wie ein Regenbogen bei Sonnenaufgang – Morgendämmerung
Farbrapport #11 Kainan mit gedämpften Regenbogenfarben – Noromaniac

und diese Farbe noch einmal im Knäuel
Nahaufnahme eines Knäuels Noro Tasogare Farbe #11 Kainan aus Japan. Foto: Katrin Walter – Noromaniac

#12 Mobarra
Wie die Lichter einer Stadt in der Abenddämmerung – Noro Tasogare
Farbrapport #12 Mobarra mit den Farben einer Abenddämmerung in der Stadt – Noromaniac

Die Modelle aus der Noro Tasogare

Zuerst einmal das Modell vom Cover des Noro Magazins 23, in dem die Noro Tasogare zum ersten Mal vorgestellt wurde. Es ist der Sweater „Sakurasau“ vom Noro Design Team aus Japan, der mit 3 bis 5 Knäulen (je nach Größe S-XL) der Farbe #11 gestrickt wurde. Er hat ein relativ großflächiges Muster, das durch seine Rechts-Links-Flächen das Spiel der Farbtöne noch vielseitiger macht:

Gestrickter Sweater „Sakurasau“ vom Design-Team aus Japan aus der Noro Tasogare Farbe #11 Kainan. Coverfoto: Soho-Redaktion Noro Magazine, Eisaku Noro & Co. Ltd, Knittingfever – Noromaniac

Auch der Pullover „Hosta“ kommt vom Noro Design Team und besteht aus 3 bis 4 der 150-g-Knäulen (verfügbar in S, M und L)  der Farbe #6:

Winter-Pullover „Hosta“ gestrickt in Brauntönen. Foto: Knittingfever – Noromaniac

Die Jacke mit dem Namen “Roswell“ von Mari Lynn Patrick soll auch aus der Farbe #6 sein, obwohl sie etwas anders wirkt als der Pulli darüber. Doch hieran erkennt man gut den Einfluss der Lichtverhältnisse auf die Farbanmutung. Den Cardigan kann man sich mit 5 bis 6 Knäulen in den Größen S bis XXL nachstricken:

Cardigan „Roswell“ mit Knopfverschluss von Mari Lynn Patrick in gedämpften Farben. Foto: Knittingfever – Noromaniac

Für die einfach mit rechten und linken Maschen zu strickenden Beinstulpen „Rond de Jambe“ von Audrey Drysale braucht man nur ein einziges Garnknäuel der Noro Tasogare, hier in Farbe #11:

Gestrickte Beinstulpen „Rond de Jambe“ von Audrey Drysale für ein 150-g-Knäuel Garn. Foto: Knittingfever – Noromaniac

Modell von Noromaniac

Ich hatte auch ein Testknäuel dieser gleichen Farbe der Noro Tasogare. Daraus entstanden ein Paar Armstulpen  und eine Mütze mit kleinen in Intarsien-Technik eingestrickten Karos aus Noro Madara in Grün:

Strick-Projekt von Noromaniac: Mütze und Armstulpen aus Noro Tasogare mit Noro Madara. Foto: Katrin Walter

Wenn dir das zu wenige Vorschläge sind, so schau dich doch einmal bei den Modell aus der der Noro Kureyon, der Noro Silk Garden, der Noro Silk Garden Lite, der Noro Shiro, der Noro Miyabi oder der Noro Okunoshima um. Sicher machen sich diese auch gut aus der Noro Tasogare.

Zu den Projekten von Noromaniac …

Zum Schluss noch einmal alle Launchfarben auf einen Blick:

Noro Tasogare alle sieben Launch-Farben aus 2023. Farbraporte: Eisaku Noro & Co. Ltd, Japan – Noromaniac

Und zum Abschluss eine wundervolle Aufnahme einer japanischen Landschaft in der Dämmerung – das Fotos „Twilight“ aus Pixabay von Kanenori:

Landschaft in Japan in der Dämmerung aus Pixabay von Kanenori – Noromaniac


Fotos der Collage als Methaper für die Noro Tasogare und letzte Foto: wie oben angegeben. Farbrapporte, Farbkarten und Modelle aus der Noro Tasogare aus dem Noro Magazine, von Eisaku Noro & Co. Ltd, Knittingfever / Soho. Mütze und Handstulpen aus Noro Tasogare und restliche Fotos: Katrin Walter aka Noromaniac.


*Corriedale ist eine ausgesuchte feine Wollqualität aus Neuseeland. Sie ist glatt mit gleichmäßiger Kräuselung. Corriedale ist eigentlich keine eigene Schafrasse sondern eine Züchtung aus australischer Merino und anderen Rassen, wahrscheinlich Lincoln und Leicester. Die Zuchtfarm hieß Corriedale und daher erhielt sie den Namen: Corriedale-Wolle. Es gibt sie in Braun, Grau und Weiß.