Noro Kakigori Materialzusammensetzung des Garns: 50 % Baumwolle, 30 % Seide, 10 % Viskose und 10 % Polyamid
Einheit: 200 g Knäuel
Lauflänge: 600 m (656 yards) auf 200 g
Empfohlene Nadelstärke: 3,5 – 4 mm (US 4 – 6)
Maschenprobe: ca. 19–21 Maschen x 26–28 Reihen = 10 x 10 cm
Verkaufspreis pro Einheit: 34,95 Euro
Garngewicht: 3
Dieses Garn von Eisaku Noro wurde im Frühjahr 2021 eingeführt.
Das Garn bei Noromaniac im Blog.
Kakigori ist der Name einer in Japan beliebten Süßspeise, die es schon seit über 800 Jahren gibt. Es handelt sich um geschabtes Eis aus einem Eisblock. Dabei stammt das Eis aus natürlich gefrorenem Wasser im Freien, wird dort im Winter von Eisbauern in Blöcke geschnitten, „geerntet“ und anschließend bis zur Auslieferung an die speziellen Eisdielen in Kellern eingelagert. Mittlerweile gibt es auch industriell tiefgefrorene Eisblöcke, doch Kenner schwören auf das geerntete Eis, da es fester und natürlich gewachsen ist, wie ein Baumstamm.
In jedem Fall wird das Eis für ein Kakigori-Dessert geschabt. Dabei entstehen feine lockere Flocken, die dann mit Sirup, Früchten, roter Bohnenpaste (Anko), Kondensmilch und/oder anderen Zutaten gesüßt werden. Kakigori wird entweder einfach nur in einer Schale serviert oder es wird von wahren Meistern sogar zu unglaublichen Dessert verarbeitet, wie zum Beispiel eine Kakigori-Crème brulée oder Desserts, die an Kuchen erinnern, doch immer nur aus diesen feinen Eisflocken bestehen.
Diese „Flakes“ finden sich auch im Noro Kakigori-Garn wieder in Form vieler kleiner bunter Sprenkel. Und wenn du das jetzt weißt mit den Eisflocken, dann verstehst du nun auch die Namensgebung für dieses Norogarn, nicht wahr?
Ich verlinke dir hier noch ein Video, in dem erklärt wird, wie die Eisblöcke geerntet werden und aus ihnen dann ein leckeres Kakogori-Dessert wird. Aber komme gleich wieder, denn wir reden jetzt über die Qualität des Garns Noro Kakigori …
Die Haptik und das Aussehen
Das Garn erinnert in seiner Haptik und in seinem Aussehen stark an die Noro Tokonatsu, nur dass wir in der Noro Kakigori zusätzlich zu den Sprenkeln noch eine ganz minimale und sehr sanfte Streifenbildung haben. Die Noro Tokonatsu ist zwar etwas dicker (125 m auf 50 g, also hochgerechnet auf 200 g sind das 500 Meter im Gegensatz zu den 600 Metern hier, bei der Kakigori), doch wenn du Projekte kennst, die dir gefallen, und du die Tokonatsu nicht mehr bekommst, kannst du getrost zur Noro Kakigori greifen. Vielleicht magst du den Bubble-Poncho hier nacharbeiten; der wird sicher aus einem der Türkistöne des neuen Norogarns ebenfalls wunderbar und noch etwas luftiger.
Die Qualität der Noro Kakigori
Der Faden ist ziemlich locker versponnen und an einigen, wenigen Stellen nicht sehr stabil. Bei großem Zug kann er dort leicht reißen. Darum ist das Garn ideal für alle, die nicht zu fest stricken und häkeln. Ist die Noro Kakigori aber erst einmal verarbeitet, ist das kein Problem mehr. Und sollte sie doch einmal reißen oder du eine lockere Stelle entdeckst, reiße das Garn einfach selbst auseinander und knüpfe es an stabilerer Stelle mit dem Frankfurter Knoten, den ich dir hier erklärt habe, zusammen … dann passiert nichts mehr.
Ich habe meine Häkelproben mit der Farbe 1 Lot. SAM mehrfach wieder aufgeräufelt und dabei hat das Garn keinen Schaden genommen und hat diese Strapazen ohne zu reißen gut überstanden und sich erneut wieder gut verarbeiten lassen. Darum also keine Bange und trau dich ruhig ran, die sanfte Beschaffenheit wird dich begeistern. Denn das Schöne an diesen „Pops“, an denen das Garn etwas lockerer ist, macht auch seinen Reiz aus, denn so bekommt das Gestrickte oder Gehäkelte durch ihr Hervorploppen fast eine „dritte Dimension“.
Verarbeitungstipps
Um die Textur dieses Norogarns voll zur Geltung zu bringen, empfehle ich mit den größeren der angegebenen Nadeln und sogar noch 0,5 bis 1 mm größeren zu stricken oder zu häkeln, damit du eine schöne fließende Struktur erhältst. Und genau diese Eigenschaft der Fluffigkeit und Zartheit macht sie zum idealen Garn für streichelzarte Baby- und Kinderkleidung, die der empfindlichen Haut schmeichelt. Und junge Eltern schätzen meist so zarte Farben für ihre Kleinen; nur die Farbe 07 fällt aus dem Schema, sie ist dunkelblau.
Das Gefühl auf der Haut
Der trockene, wattige Griff des Garns ist sehr angenehm und seidigweich auf der Haut; da machen sich die 50% Baumwolle bemerkbar. Darum ist sie auch perfekt für schmeichelnde Tücher, denn sie ist, wie auch das Norogarn Enka, herrlich weich nicht nur auf zarter Babyhaut. Da sie ganz ohne Wolle auskommt, ist sie perfekt auch für die wärmeren Tage geeignet, also für Projekte, wie leichte Sommerjacken und Stolen.
Diese unglaubliche Weichheit habe ich auch schon bei der Tokonatsu „Wellness für die Haut“ getauft.
Noromaniacs erste Erfahrungen mit der Noro Kakigori
Ich habe zum Testen mit der Noro Kakigori sowohl Häkel- als auch Strickproben gemacht.
Gehäkelt habe ich sowohl mit 3,5er, mit 4er als auch mit 5er Häkelhaken. Ich habe ein relativ kompaktes Muster ausprobiert mit mehreren Stäbchen in einer Masche (Muschelmuster) und dafür eignet sich am besten der dickere Haken, da das Häkelteil sonst sehr kompakt wird. Natürlich kommt das auch immer auf dein Muster an und welche Wirkung du erzielen willst. Doch ich plädiere bei diesem Garn eher für mindestens die größere der empfohlenen Nadeln oder sogar noch eine halbe bis eine Nummer mehr, damit kein Brett aus deiner Häkelarbeit wird, außer du legst es darauf an. 😉
Beim Stricken habe ich das Norogarn mit 4er und 4,5er Nadeln ausprobiert. Das funktioniert beides hervorragend und die Noro Kakgigori macht sich – finde ich – besonders gut für locker gestrickte Lacemuster.
Man muss hier nur aufpassen bei der Wahl des Designs. Ich würde eher zu etwas aufwendigere (Lace-)Muster raten oder das Garn im Mix mit anderen Farben der Kakigori verarbeiten (wie bei dem Lemon-Drop-Top, siehe weiter unten) oder mit einem einfarbigen bzw. Semi-Solid-Garn*, wie der Noro Sonata, oder vielleicht auch mit dem selbststreifenden Garn Noro Mirai, das die gleiche Lauflänge besitzt und auch etwas „tweedig“ wirkt (siehe Foto weiter oben).
Die Farben der Noro Kakigori
Es ist ein Sologarn, also ziemlich einfarbig, wenn auch mit vielen Farbsprenkseln. Du erkennst sie gut, wenn du die Noro Kakigori aus der Nähe betrachtest. Das sieht dann aus, als ob viele kleine bunte Lichter leuchten. Aus der Ferne betrachtet, wirkt das Garn jedoch eher einfarbig mit nur zarten Nuancen in einem Ombré-Effekt.
Wer mich kennt, weiß, ich stehe eher auf richtig bunt, doch mit so einem „neutralen“ Garn kann man auch wieder ganz andere Projekte realisieren, wie ich dir bald hier im Blog zeige werde. Schaut man auf die bisherigen Resonanzen im Social Media sieht es so aus, als ob das Garn super gut ankommt. Und ich denke, mit der Noro Kakigori können Noro-Newbies sich langsam an die Noro-Farben herantasten. 😉
Gelauncht wurde dieses Garn in 7 Farben und zwar in diesen hier:
01 Naha (Pastell mit einem zartgelben und fliederfarbenem Schimmer und bunten Pastellflakes)
06 Akashi (Fliederfarben mit etwas hellblauen, lila und dottergelben Sprenkeln)
07 Hakodate (Dunkelblau mit bunten Sprenkeln) … wie eine Wunderkerze oder ein Sternenhimmel :O – Hubert Kah lässt grüßen
08 Iwaki (Pink-Rosa mit vor allem weißen, hellbraunen und gelben Sprenkeln) … Mädchenträume werden doch wahr 😉
09 Tottori (Türkis mit gelb en und orangefarbenen Sprenkeln)
12 Himeji (Helles Gelb mit lilablauem Schimmer und zartrosa Flakes)
13 Fukuyama (Aquafarben mit gelben, rosa- und fliederfarbenen und weißen Flakes)
Und wie das Garn verarbeitet aussieht, zeige ich dir hier in den ersten veröffentlichten Modellen …
Modelle aus Noro Kakigori
Bisher gibt es noch nicht viel zum Vorzeigen, doch die ersten Modelle waren im Noro Knitting Magazine 18 zu finden, die ich für dich auch hier abbilde. Meine Projekte findest du hingegen bald hier …
Aus den Farben 01 und 12 entstand das Lemon Drop Poncho-Top von Sandi Prosser. Sehr edel und eine schöne, dezente Farbkombi:
Ein sehr einfacher Poncho aus der Farbe 09 in Kraus-rechts besteht nur aus einem geraden Quadrat mit Schlitz. Er wurde ebenfalls im Noro Knitting Magazine vorgestellt, der Easy-Peasy-Poncho … wirklich sehr einfach:
Etwas aufwendiger aber auch nicht schwer ist diese Stola von Iori Steinberg, die sich Shifting Sands Wrap nennt. Dabei wurden gleich 3 Farben der Noro Kakigori verarbeitet und jeder Abschnitt hat ein anderes Muster und es tauchen auch wieder einmal die Lochreihen eingebettet in zwei Kraus-rechts-Reihen auf, die wir auch schon im Tuch aus Noro Kotori oder im Schal aus Noro Tsubame gesehen haben:
Aus der aquafarbenen Noro Kakigori #13 einmal ein weit geschnittenes, gehäkeltes Top von Rosemary Drysale …
… und im Vergleich ein gestricktes Oberteil vom Noro Designteam aus der gleichen Farbe 13:
Diese Farbe #13 und die neutralste Farbe #01 habe ich auch gerade in den Fingern. Dazu noch ein klitzekleines bisschen vom Rosa und vom Lila. Hier kannst du sehen, was ich daraus gemacht habe …
Schön ist die Noro Kakigori auch in Kombination mit kräftigen Farben … hier siehst du sie mit Noro Sonata und links unten noch ein Knäuel Noro Enka (Enka und Kakigori würde ich allerdings nicht zusammen verarbeiten, da ihre Anmutungen völlig anders sind).
*Semi-Solid-Garn ist ein Garn, das in einer Farbe gefärbt ist (solid) aber bei Handfärbung und wenn das Garn, wie hier bei Noro, eben aus verschiedenen Rohstoffen besteht, nimmt das Garn in dieser handwerklichen Verarbeitung die Farbe unterschiedlich an und es entstehen Nuancen und es wird „semi-solid“ mit Farbschattierungen.
Foto-Quellen
Modelle: Noro Knitting Magazine. Farbrapporte: Knittingfever, die mir auch das Garn zum Testen zur Verfügung gestellt haben.
Kakigori-Dessert: Unsplash. Kakigori-Grafik: Pixabay. Fotos Garnknäule: Katrin Walter aka Noromaniac.