Verrückt nach Noro-Garn
 
Noromaniac

Noro Haunui – Natur Wolle pur

Noro Haunui Materialzusammensetzung des Garns: 100 % Wolle
Einheit: 200 g Knäuel
Lauflänge: 400 m auf 200 g
Empfohlene Nadelstärke: 4,5 – 5,5 mm (US 7 – 9)
Maschenprobe: ca. 14–16 Maschen x 22–24 Reihen = 10 x 10 cm
Verkaufspreis pro Einheit: 34,95 Euro
Garngewicht: 4 Worsted

Dieses Garn von Eisaku Noro für die Herbst/Winter-Saison wurde in der zweiten Hälfte des Jahres 2021 eingeführt. Zu den Projekten und Erwähnungen dieses Garn im Blog von Noromaniac geht es hier …

Wie mir schon Takuo im Interview hier auf Deutsch (englische Version hier) erzählt hatte, ist Haunui kein japanisches Wort. Es bedeutet starker Wind oder Ort bzw. Land des Windes. Das Wort stammt von den Maori, einer der offiziellen Sprachen Neuseelands. Ausgesprochen wird es Hoo-noo-ee.

Stilisierter Wind als Illustration für die Garnrezension von Noromaniac

Eigentlich ist es ein eher untypisches Garn für Noro, denn die Eisaku Noro & Co. Ltd. Ist ja vor allem für ihre tollen Farben und Farbwechsel (Farbverläufe) bekannt. Diese Wolle ist hingegen völlig ungefärbt.

Die fünf natürlichen Farben der Noro Haunui

Die Noro Haunui ist zwar völlig ungefärbt aber es gibt sie trotzdem in fünf schönen neutralen Farben.

01 Southern Alps – Hellbeige
Farbe 01 Southern Alps – Hellbeige – Foto für Garnrezension von Noromaniac

02 South Canterbury – Dunkelbraun/Schokobraun
Farbe 02 South Canterbury – Dunkelbraun/Schokobraun – Foto für Garnrezension von Noromaniac

03 Burkes Pass – Graubraun
Farbe 03 Burkes Pass – Graubraun – Foto für Garnrezension von Noromaniac

04 Mackensie Basin – Cappuccino/helles Graubraun
Farbe 04 Mackensie Basin – Cappuccino/helles Graubraun – Foto für Garnrezension von Noromaniac

05 Lindis Pass – Dunkelbeige/Eierschale
Farbe 05 Lindis Pass – Dunkelbeige/Eierschale – Foto für Garnrezension von Noromaniac

Diese Farben kommen zustande durch die Züchtung einer einzigartigen Schafrasse mit dem Namen HAUNUI. Die HAUNUI-Schafe sind neuseeländische Halbblüter, eine Kreuzung aus Merinoschafen und der Langwollrasse Romney. Sie werden auf der Taranui-Farm seit Generationen  gezüchtet. Diese kleine familiengeführte Schaffarm in South Canterbury (Neuseeland) befindet sich im Besitz der Familie Gardner. „Wir wollten eine bessere Wolle herstellen, die ernst genommen werden würde, auch wenn sie dunklere Farben* hat. Die gesündesten Schafe haben die beste Wolle und wir kümmern uns sehr gut um unsere Tiere“, so das Statement der Eigentümer der Farm.

Happy Schaf 🙂

Takuo Noro sagte mir dazu: „Bei der Noro Haunui haben wir auf das Färben verzichtet. Wir nutzen die ursprünglichen Farben vom Züchter und verarbeiten diese Wolle nicht unnötig. Es gibt bei der Haunui fünf ursprüngliche Farben der Schafe, die auf der Farm kategorisiert werden. Diese behalten wir beim Handstrickgarn Noro Haunui genauso bei und damit die Eigenschaften der Wolle, so wie sie von Natur aus sind.“

Noro Haunui – 100% Wolle, ungefärbt in 5 natürlichen Farben vom Haunui-Schaf aus Neuseeland. Du siehst die 5 Farben und das Schaf auf diesem Bild. Startfoto für Garnrezension von Noromaniac

Untypisch typisch …

Was die Farben angeht, ist diese Wolle im Sortiment von Noro vielleicht etwas untypisch, doch was die Philosophie der Erzeugung der Wölle angeht, passt sie perfekt zu Noro und ihrer „World of Nature“. Als Eisaku Noro & Team auf diese einzigartige Haunui-Mischlingsrasse stieß, wurden sie sofort verzaubert von der extrem hohen Qualität des Vlieses und von der natürlichen Umgebung und den ethischen Grundsätzen, unter denen die Schafe aufgezogen werden.

Seit 1982 züchtet die Familie Gardner diese speziellen Schafe, deren Herde aus Tieren mit nur naturfarbenem Vlies besteht. Die Vlies und später die Wolle ist meist schwarz, braun und grau und trotz ihrer dunklen Farben eine begehrte Wolle, da ihre Qualität auf höchstem Niveau liegt und außergewöhnlich ist.

Auf der Farm haben sie auch Merinoschafe und deren Merinowolle wird zur Herstellung exquisiter italienischer Anzüge und hochwertiger Stoffe für die Ausstattung luxuriöser Superyachten verwendet. Hingegen aus ihrer einzigartigen HAUNUI-Herde entsteht herrliche Wolle für Liebhaber:innen von Naturfasern auf der ganzen Welt.

Die Noro Haunui Wolle in ihrer hellsten Version, der Farbe #01, genannt Southern Alps mit dem Noro-Etikett. Foto: Katrin Walter – Noromaniac
Hier siehst du die Farbe, die Noromaniac in den Fingern hat 🙂

… und selten, diese Haunui-Wolle

Da die Familie Gardner die einzigen sind die diese Schafrasse halten, kannst du dir vorstellen, dass es nicht so viel Vlies und später Wolle davon gibt. Somit schätze ich, dass die Noro Haunui „wenn weg, dann weg“ ist, außer Noro hat mit der Farm längerfristige Absprachen getroffen. Das kann ich dir jedoch leider nicht sagen. Du solltest also zuschlagen, wenn du solche Natur-Wolle liebst, denn sie ist wirklich selten und dafür hat sie noch einen ziemlich guten Preis.

Was ich dir sagen kann, ist, dass das Vlies schonend gewonnen wird, so dass für die Schafe noch eine Schutzschicht zurückbleibt, um sie im „Land des Windes“ nicht frieren zu lassen. Nach der Schur bleibt die Wolle dann ungefärbt und zeigt nur eine Kombination natürlicher Farben und die auch die Textur des Vlieses ist noch erkennbar.

Doch auch wenn das Garn von Noro nicht gefärbt wird, gab es noch genug zu tun, nachdem das Vlies aus Neuseeland in Japan bei NORO angekommen war. Wer den Herstellungsprozess von Wolle zum Handstricken kennt, weiß, dass der Wollvlies noch kardiert, gesponnen und gewickelt werden muss, bevor wir endlich stricken können.

Diese Arbeitsschritte sind für die Noro Haunui alle in Japan bei Noro mit großem Respekt vor den natürlichen Qualitäten der Wolle erfolgt und gemäß den anspruchsvollen Standards bei Noro wurde das Vlies dabei nicht veredelt und blieb also unbehandelt. Ein ganz klein wenig riechst du das, wenn du ein Knäuel Noro Haunui das erste Mal in den Händen hältst und auch noch beim Stricken und dann, wenn du die Wolle zum Spannen nassmachst. Doch dieser ganz leichte Duft nach Schaf ist spätestens danach verflogen.

Haunuischafe aus Neuseeland, eine Kreuzung aus Merino und Romney, mit ihrem dichten kuschligen Fell Garn-Beschreibung Noromaniac
Das Haunui-Schaf: Die Wolle sieht schon am Tier herrlich kuschelig aus

Noro Haunui: Einen My besser

Bei den Schafen, aus deren Wolle später die Noro Haunui wird, handelt sich um eine geschlossene Herde, die seit vielen Generationen selektiv auf den Wolltyp gezüchtet wird. Sie ist perfekt an die klimatischen Bedingungen in Neuseeland angepasst ist und hat einen ganz eigenen Charakter entwickelt. Die Wolle ist sehr luftig, weich und fein und lässt sich wunderbar spinnen.

Die Wolle HAUNUI hat eine Micronzahl von 22-24 µm (Mikrometer oder My, gesprochen Mü). Zum Vergleich: Ein Menschenhaar hat ca. 30-40 µm. Ein µm oder Micron entspricht einem millionstel Teil von einem Meter.

Kleiner Ausflug in die Alltags-/Umgangssprache: Mit My wird oft eine winzig kleine Menge oder Distanz bezeichnet. Sicher ist dir die Redewendung „einen My mehr“ von etwas dazutun oder verrücken, um etwas perfekt zu machen. Bei der Wolle Noro Haunui ist das My (eigentlich viele Mys) an weniger Bearbeitung eben besser und bedeutet mehr Natürlichkeit, Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit.

Eine Rarität für Wollsammler

Die Noro Haunui präsentiert sich als ein wunderbar knuddeliges Knäuel zu 200 Gramm. Damit liegt es in der Lauflänge gleichauf mit der Noro Silk Garden, der Noro Madara, der Noro Ito, der Noro Kureyon und auch der Noro Viola – die letzten drei alles reine Wollen.

Die Wolle im dicken 200 g-Knäuel in der Farbe #04 Mackensie Basin, ein helles Graubraun – Foto für Garnrezension von Noromaniac
So sieht das Packaging der Wolle aus: satte 200 Gramm mit der typischen Banderole und dem neuen beigefarbenen Etikett von Noro

Auf der Oberfläche der Noro Haunui liegt ein feiner Pflaum, wie du ihn sonst nur von Garnen kennst, in die Mohair in die Wollmischung einging. Hier ist es einfach die natürlich Textur des Vlieses dieser Schafrasse, der diesen Effekt hervorruft. Die Noro Haunui ist superweich wie Watte mit hohem Kuschelpotenzial und hat im Griff etwas Plüschartiges.

Die Noro Haunui Farbe #01 Southern Alps im Strickmuster glatt recht und kraus rechts. Foto: Katrin Walter – Noromaniac
Strickprobe von Noromaniac mit der Farbe #01

Bei Noro sagt man dazu:  „Naturfasern haben großartige Eigenschaften, die der Mensch nicht nachahmen kann. Wir möchten diese Eigenschaften so weit wie möglich in unserer Wolle Noro Haunui belassen. Dieser natürliche Zustand wurde absichtlich belassen, indem wir diese Wolle vor allem manuell, mit der Hand und mit alten Maschinen verarbeitet haben, damit die Naturfasern nicht überbeansprucht werden. All dies haben wir gemacht, damit Stricker:innen die Natur beim Stricken mit Noro-Garnen besser spüren können.“

Die Noro Haunui gestrickt in fünf verschiedenen Mustern aus den fünf Farben der Wolle. Foto aus Noro Knitting Magazine 19 - Noromaniac
Strickproben aus den fünf Farben der Wolle aus dem Noro Knitting Magazine 19

September 2021: Wenn du dich nun bevorraten möchtest mit diesem besonderen Garn, dann musst du dich noch etwas gedulden, denn die Wolle wird erst circa Mitte bis Ende Oktober 2021 ausgeliefert und sie ist aktuell noch nicht einmal auf der Knittingfever-Seite zu sehen.

Übrigens: Für eine Pullover brauchts du circa 3-4 Knäuel, je nach Größe.

Modelle aus der Noro Haunui

Im Noro Knitting Magazine 19, in dem das Garn das erste Mal vorgestellt wurde, kann man erste Modelle aus dieser Wolle sehen und was Noromaniac daraus gemacht hat, siehst du hier …

Da gibt es den Pullover „Bioni“ von Deborah Newton aus der Noro Haunui #03 in Graubraun mit einem hübschen hellen Einstrickmuster aus der Noro Haunui #01 in Hellbeige:

Gestrickter Bioni-Pullover Design von Deborah Newton aus der Noro Haunui #03 in Dunkelbraun und #01 in Hellbeige. Foto Noro Knitting Magazine – Garnbeschreibung Noromaniac

Ein weiterer Pullover kommt direkt vom NORO Design Team. Er nennt sich „Hakea“ und besteht aus der Farbe #04, einem schönen hellen Graubraun, wie bei einem Cappuccino, in dem du den Milchschaum schon mit dem Kaffee verrührt hast.

Hakea-Pullover aus Noro Haunui #04 gestrickt und designt vom NORO Design Team in hellem raubraun/Cappuccino– Garnbeschreibung Noromaniac

Hier noch einmal die gestrickten Muster des Garns Noro Haunui mit jeweils etwas unversponnenem Vlies:

Auf diesem foto kann man gut die 5 natürlichen Farben der Noro Haunui sehen, jeweils als Strickmuster und als unversponnener Vlies – Foto für Garnrezension von Noromaniac

Und hier siehst du noch einmal alle fünf Farben im Knäuel:


*Natürliche Farben von Wollvlies:

Eigentlich haben oder besser hatten die Schafe und Schafrassen immer verschiedenfarbigen Vlies. Die Genetik diktiert die Farbe, die oft auch Braun- und Grautöne umfasst. Doch da weiße bzw. helle Wolle besser gefärbt werden kann als dunkle, gilt ein schwarzes oder dunkles Schaf in der Regel als Außenseiter (wie auch bei der Redewendung „ein schwarzes Schaf sein“). Die Wolle solcher dunklen Schafe galt und gilt immer noch als unverkäuflich. Durch züchterische Maßnahmen wurde im Laufe der Jahre dahin gearbeitet, dass die meisten Schafe mit hellen Fasern geboren werden, was sie kommerziell rentabler macht.

Doch dieses Spiel wollte man in Neuseeland, auf der Taranui-Farm nicht länger mitmachen. Man wollte die Wahrnehmung ändern und die Wertschätzung für die naturfarbene Wolle erhöhen. Somit zeigt uns auch die Eisaku Noro & Co. Ltd mit ihrer Noro Haunui wie schön naturbelassene Wolle sein kann.


Farn im Wind - Foto als als Illustration für die Garnrezension von Noromaniac


Illustration Wind und Foto Gräser im Wind: Pixabay. Fotos Farbrapporte, Farbkarten und beide Pullover-Modelle aus der Noro Haunui: Eisaku Noro / Knittingfever / Noro Knitting Magazine (Soho).

Restliche Fotos und Text: Katrin Walter aka Noromaniac.