Verrückt nach Noro-Garn
 
Thrummed Mittens – besondere Fausthandschuhe stricken

Thrummed Mittens – besondere Fausthandschuhe stricken

Eigentlich braucht man sich gar keine Fausthandschuhe stricken, denn es gibt ja so viele zu kaufen und heute natürlich auch aus technischem Material, das Nässe abhält. Doch wer als Norofan etwas auf sich hält, der strickt sich auch Fausthandschuhe selbst. Klaro!

Solche gestrickten Fäustlinge waren mal im Noro Knitting Magazine, ganz genau in der Ausgabe 9, zu sehen. Schau mal, das waren bzw. sind sie, die Thrummed Mittens von Cheryl Murray aus der türkisfarbenen Noro A la Mode und etwas von der Noro RainbowRoll Farbe 1009:

Thrummed Mittens gestrickt von Cheryl Murray aus der Wolle Noro A la Mode #17 und Noro RainbowRoll #1009, aus dem Noro Knitting Magazine 9

Ich hatte sie dort zwar gesehen, maß ihnen jedoch gar nicht so viel Aufmerksamkeit bei, bis ich sie einmal selbst auf der H+H-Messe (vor ein paar Jahren) am Stand von Knittingfever übersteifen durfte. Sie lagen dort ganz beiläufig in einem Korb mit Musterstücken. Ich hatte sie sofort wiedererkannt und zog sie mal an. Danach wollte ich sie auch, denn die losen Wollfäden innen streichelten so schön auf der Haut.

Doch wie das immer so ist, irgendwie dauerte es noch einige Zeit, bis ich sie wirklich in Angriff nahm und sogar erst ein paar lieben Menschen solche Fausthandschuhe stricken durfte, bevor ich selbst dran war.

Doch was zur Hölle ist „thrummed“?

Es ist gar nicht so leicht diesen Teilen einen deutschen Namen zu geben. Im Noro Knitting Magazine wurden sie „thrummed Mittens“ genannt und übersetzt mit „gefütterte Handschuhe“. Doch eigentlich sind sie Handschuhe aus einem Gestrick, durch das Fäden gezogen bzw. mit eingestrickt wurden. Doch das ist nun wirklich viel zu lang und zu kompliziert aber so kannst du es dir gleich besser vorstellen. Man sagt aber auch „stuffed Mittens“ (ausgestopfte Handschuhe) zu ihnen.

Thrumming, Stuffing oder eine kleine Webkunde

Thrumming ist eine Technik, bei der kleine Woll- oder Garnstücke (Thrums) durch ein Gewebe gezogen werden, um eine wollige Schicht zu erzeugen. Ursprünglich bezog sich der Begriff „thrum“ (Plural thrums) speziell auf die wertlosen Enden der abgeschnittenen Kettfäden am Webstuhl. Sie mussten nach dem Beenden der Webarbeit abgeschnitten werden, um das gewebte Stück aus dem Webrahmen zu nehmen. Diese kleinen Woll- bzw. Garn-Reste blieben dann über. Heute sagt man im Englischen zu allen kurzen Stücken übriggebliebenen Fadens oder Garns „Thrums“. Doch …

Wie kommen diese Thrums nun in die gestrickten Fausthandschuhe?

Zunächst erinnern wir uns noch einmal an die abgeschnittenen Garnreste vom Weben. Damals war es der gebotenen Sparsamkeit geschuldet (heute der Nachhaltigkeit), dass man für diese Reste noch nach einer Verwendung suchte. Findige Handwerker füllten damit Kissen und Matratzen und irgendjemand kam dann auf die Idee, sie in Mützen und Fäustlingen einzustricken. Das ergab dann eine zusätzliche Wärmeschicht, die besonders in kalten und zugigen Gegenden eine willkommene Methode darstellt, um seinen Kopf und die Hände vor der Kälte zu isolieren.

Traditionell wurden sie in Neufundland und Labrador, im Osten Kanadas von nur wenigen Menschen angefertigt. Doch wie uns Wikipedia verrät, wurden Wollfäden bereits in der Tudorzeit durch Segeltuch gedrückt und für Mützen verwandt, die englische Seeleute bis ins 17. Jahrhundert hinein trugen. Hier mal ein Screenshot aus der Enzyklopädie:

Screenshot aus dem englisch-sprachigen Wikipedia-Eintrag über Thrumming für Mützen und Fäustlinge

Und wie sie heute in die Strickhandschuhe kommen, das habe ich dir ja praktisch oben mit der Namensbeschreibung schon mitgegeben: Sie werden nach einem bestimmten Rhythmus gleich beim Stricken einer Masche mit dem Grundgarn mitgefasst, wobei du alle paar Reihen den Faden versetzt.

Für die Thrums kannst du einfach Reste nehmen aber am besten funktionert ein noch unversponnener Vlies oder weiches Filzgarn, das auch etwas dicker ist als dein Hauptgarn. Die kleinen Fäden zum Mitstricken bereitest du dir vorab vor, indem du sie schon auf die richtige Länge bringst und einmal zusammenlegst, damit du sie schnell einarbeiten kannst. Ich habe für die Thrums für mein Fausthandschuhe-Stricken keine Fadenreste genommen sondern sie direkt von einem Reste-Knäuel runtergeschnitten.

Und damit kommen wir zu meinen Experimenten zurück und zu meinem …

Fausthandschuhe-stricken

Endlich kommen wir zum praktischen Teil und ich zeige dir nun die Varianten der Thrummed Mittens, die ich gestrickt habe. Das Beispiel aus dem Noro Knitting Magazine war aus der einfarbigen Noro A la Mode mit Thrums aus der Noro Rainbowroll mit Farbverlauf. Beide hatte ich nicht, also musste ich mir etwas anderes ausdenken. Und ich drehte es einfach um. Ich strickte die Handschuhe aus Farbverlaufsgarn und nahm für die fluffigen Fäden einfarbige Wolle.

Alle meine Varianten bestehen aus verschiedenen Farbrapporten der Wolle Noro Kureyon, die ich dir im Folgenden zeige.

Version 1: Thrummed Mittens für Mädchen

Begonnen habe ich mit dem Fausthandschuhe-stricken mit einer kleinen Größe. Das war gut zum Üben aber auch eine schöne Fummelei. Hierzu habe ich die Noro Kureyon #352 genommen. Die Wolle für die Thrums ist die Drops Eskimo, ein Filzgarn, 100% Schurwolle. Das knallige Grün unterstreicht noch einmal mehr die leuchtenden Noro-Farben der 352. Der Nachteil war hier, ich konnte nicht in die gestrickten Fäustlinge reinschlüpfen, um die Weichheit der fluffigen Fäden im Innern an der Hand zu spüren. Das konnte erst das Mädchen selbst (Foto zwei) und sie hat sich sehr gefreut darüber.

Bei so hübschen bunten Farben wie bei der Noro Kureyon #352 aus 100% Wolle macht das Fausthandschuhe-stricken so richtig Laune. Die grünen mitgestrickten Fäden aus der Drops Eskimo sorgen für ein warmes Futter. Foto: Katrin Walter aka Noromaniac

Die kuschligen thrummed Mittens angezogen:

Die gestrickten Fäustlinge aus der Wolle Noro Kureyon #352 kommen gut an bei kleinen Mädchen, denn sie lieben die bunten, knalligen Farben im Farbverlauf dieser Norowolle. Foto: Katrin Walter aka Noromaniac

Und so sehen sie innen aus:

Gestrickte „Thrummed Mittens“ aus Norowolle Kureyon #352 hier zusammen auf dem Foto mit dem Ausgangsgarn im Knäuel. Foto: Katrin Walter aka Noromaniac

Version 2: Thrummed Mittens für Jungs

Obwohl die Mädchen-Fäustlinge schon fummelig waren, habe ich mich dann doch noch breitschlagen lassen und diese Fausthandschuhe noch einmal für noch kleinere Jungshände gestrickt. Bei dieser kleinen Größe waren mir jedoch die dicken Fäden der Filzwolle zu gewagt und ich habe mich hier für ein feineres Poly-Garn in Neonorange entscheiden, dass ich dann aber doppelt genommen habe. Auch hier ist das Hauptgarn wieder die Noro Kureyon, diesmal in Farbe #311 und immer aus 100 % Wolle. Wegen der kleine Größe und wenig Platz im Innern, habe ich die Daumen hier ausgspart. Doch die umliegenden Fäden sind lang genug und können mit in den Daumen rutschen und ihn damit ebenfalls etwas abfütttern.

Auch in kleinen Kinder-Größen geht Fausthandschuhe stricken aus der Wolle Noro Kureyon #311 mit Farbverlauf in Grün, Schwarz, Blau. Die ab und an mitgestrickten Fäden (Thrums) sind hier neonorange. Foto: Katrin Walter aka Noromaniac Thrumming mit neonorangefarbenem Garn auf Noro Kureyon #311 mit den Farben Blau, Schwarz und Grün. Du siehst den Handschuh von außen und die innenliegenden Fäden als Futter. Foto: Katrin Walter aka Noromaniac

Version 3: Fausthandschuhe stricken für Ladys

Nun ging es noch an ein weiteres Geschenk für eine liebe Menschin, die gern und oft kalte Hände hat und sich auch eine passende schöne warme Mütze wünschte. Auch hier bestehen die Handschuhe wieder aus Noro Kureyon, Farbe #378 mit der gleichen grünen Schurwolle wie schon in der Mädchen-Version.

Die Mütze habe ich aus der „Thrums“-Wolle gestrickt mit Hebemaschen und dazwischen blitzt der Rest der Noro Kureyon #378 von den Handschuhen hervor und verbindet beide zu einem Set, das wirklich richtig warm hält (gut für Radfahrerinnen) und auch noch richtig gut aussieht, eben ladylike.

Mit Thrumming-Methode Fausthandschuhe stricken aus der Wolle Noro Kureyon #378 mit Blau, Lila, Pink, Weiß und Terrakotta zusammen mit eingestrickten grünen Wollfäden, die ein herrlich weiches und warmes Futter bilden. Dazu eine Mütze mit Hebemaschen. Foto: Katrin Walter aka Noromaniac

Die passende Mütze dazu ist ebenfalls schön warm. Hier wurde zwar nicht gestufft, doch durch das Hebemaschenmuster mit zwei Farben, liegt die Wolle dort auch doppelt und die grüne Drops Eskimo ist eh auch schon sehr kuschlig.

Hier siehst du wie die Fäden aus reiner Schurwolle aus dem Handschuh quellen. Sie sorgen für warme Hände, da sie ein dichtes Futter bilden. Wolle: Noro Kureyon #378 und Drops Eskimo #25. Foto: Katrin Walter aka Noromaniac Grüne Mütze gestrickt und Fausthandschuhe stricken aus der Wolle Noro Kureyon #378 mit Farbverlauf in Blau, Lila, Pink, Weiß und Terrakotta zusammen mit durchgezogenen grünen Wollfäden, die wie Futter wirken. Foto: Katrin Walter aka Noromaniac

Version 4: Fausthandschuhe stricken für Noromaniac

Nach dieser Vorarbeit im Fausthandschuhe-stricken war nun endlich ich dran. Für meine Version setzte ich ebenfalls die tolle reine Woll-Qualität Noro Kureyon ein, diesmal in der Farbe #377. Doch für meine „Thrums“ habe ich Reste eines Garn genommen, das wie Fell anmutet und so wieder einen ganz neuen Effekt erzielt. Aus diesem „Fell“-Garn von Lana Grossa hatte ich schon einen Loop und so passen die Handschuhe perfekt dazu. Schau mal …

Fausthandschuhe stricken aus der Wolle Noro Kureyon #377 mit Grün, Violett und Terrakotta zusammen mit terrakottafarbenen Thrums aus Fellgarn und passendem Loop. Foto: Katrin Walter aka Noromaniac

Hier siehst du einmal das Innenleben und einmal wie sie nach dem Fausthandschuhe-stricken von außen aussehen:

Thrummed Mittens gestrickt aus Noro Kureyon #377 mit Ansicht von außen und innen, wo du die flauschigen Fellfäden gut sehen kannst, die wie ein Futter wirken und die Hände warm halten. Foto: Katrin Walter aka Noromaniac

Leider ist der Winter 2021/2022 bisher doch nicht so kalt geworden und ich konnte meine gestrickten und „ausgestopften“ Fausthandschuhe erst zweimal tragen. Aber ich bereue nichts, denn kalte Hände habe ich oft und so kann ich sie im Notfall schnell mal überziehen zum Anwärmen.

Solche Thrummed Mittens tragen natürlich auch etwas auf aber dafür halten sie herrlich warm und schenken dir wundervolle Streicheleinheiten mit ihrer weichen Innenfläche. Zudem sehen sie schön fröhlich aus mit ihren „Punkten“.

Bei der Farbkombination gibt es, wie du sehen konntest, ebenfalls keine Grenzen:

  • Uni-Garn mit Uni-Punkten (aus Wikipedia)
  • Uni-Garn mit bunten Punkten aus verschiedenen Wollen oder Farbverlaufsgarn (Version aus dem Noro Magazin)
  • Farbverlaufsgarn als Basis mit Uni-Punkten, wie hier aus der Noro Kureyon aus 100% Wolle
  • … und dann kannst du noch die Garn-Qualität der Punkte verändern, so wie ich es gemacht habe.

Wenn die mitgestrickten Fäden (Thrums) aus glattem Garn sind, dann sehen die Maschen (Punkte) zudem wie kleine Herzen 💚 aus. Passt irgendwie auch gerade, denn in drei Tagen ist ja wieder einmal Valentinstag 😉

Fausthandschuhe stricken hier aus Noro Kureyon 352 mit grünen Thrums aus Drops Eskimo. Foto: Katrin Walter aka Noromaniac

Was sagste nun? Hast du einen Favoriten? Freue mich auf dein Statement im Kommentar 🙂


Wenn nicht oben anders angegeben, alle Fotos für den Artikel „Thrummed Mittens – besondere Fausthandschuhe stricken“: Katrin Walter (Noromaniac)


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8 Comments

    1. Noromaniac

      Liebe Rita, sie sind wirklich unglaublich warm, denn durch die Fäden innen bilden sich zusätzliche Luftpolster und es wirkt bekanntlich wärmend. Danke dir für deinen Kommentar und noch einen schönen Winter.

  1. Sabine

    Besonders herzlichen Dank für die Weitergabe dieser wunderbaren Möglichkeit Handschuhe mit einfachen Mitteln – den Kuschelfädchen – schöner und wärmer zu gestalten. Ich werde diese Anregung spätestens zum nächsten Herbst umsetzen, auch für das Stricken für Mitbürger, die draussen leben müssen.
    Und darüber hinaus ist es eine prima Idee zur Wollresteverwertung!

    1. Noromaniac

      Liebe Sabine, vielen Dank für dein Statement und ein guter Punkt, diese Handschuhe auch für Menschen zu stricken, die draußen leben müssen. Stricken ist Liebe ❤️

  2. Majo

    Wie immer, kann ich mich nicht entscheiden: ich finde immer die, die gerade auf dem Bild zu sehen sind, am schönsten! Aber natürlich, wenn man sie kombinieren kann, dann sind sie gleich noch ein bisschen schöner und die für Dich – Noromaniac – sehen ja fast wie Wendehandschuhe aus = also egal wie Du die thrummed mittens drehst (und fotografierst) einfach herr(z)lich und wunderschön

    1. Noromaniac

      Liebe Majo, du hast recht. Ich finde sie auch alle schön aber als ich die für mich gestrickt habe, wählte ich Farben, die am besten zu vielem von mir passt und Grün ist einfach vielseitig und meine Farbe und das terrakottafarbene Wuschelgarn erdet sie.
      Vielen Dank für deinen Kommentar. 🙂

  3. Carola S.

    Liebe Katrin Walter,
    bei der Suche nach außergewöhnlicher Wolle bin ich auf Ihre tolle und informative Website gekommen. Auch meine Lieblingsfarbe ist bunt. Die „thrummed mittens“ haben mich sofort begeistert. Ich bin keine sehr geübte Strickerin und mag eher überschaubare Projekte wie Handschuhe oder Socken.
    Die wunderschönen Farbkombinationen und die nachhaltige Qualität der Noro-Wolle machen aus jeder Strickerei ein kleines Kunstwerk.
    Die von Ihnen gestrickten Handschuhe sind in ihrer Einzigartigkeit alle wunderschön.
    Können Sie mir sagen, wo ich sie finden kann?
    Ich wünsche Ihnen viele neue kreative Ideen beim Stricken mit Noro-Garn.

    1. Noromaniac

      Liebe Carola, wir Handarbeiterinnen duzen uns eigentlich untereinander 🙂
      Ich schreibe dir eine persönliche Mail mit den Infos zur Anleitung.
      Liebe Grüße und komme gern wieder vorbei.

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