Jetzt dreht sie völlig durch, denkst du dir bestimmt, mit Prinzessin und Gold und so. Und was bedeutet Check? Einfach weiterlesen! Dann erfährst du ganz genau, was das alles mit dem Kleid aus Noro Taiyo Sock 37 und den anderen Garnen zu tun hat. Es wird interessant und spannend auf dieser Kulturreise von den Bergen Schottlands bis in die toskanischen Hügel … und viele Fotos bekommst du (weiter unten) natürlich auch zu sehen.
Die Tartan-Kunst oder kleine schottische Karo-Schule
Karo ist nicht gleich Karo, wie du vielleicht immer gedacht hast. Vor allem haben es die feinen Checks (englisch für Karo bzw. kariert) und Tartans, die Webmuster-Designs aus einer bestimmten Kombination von Quadraten und Rechtecken, die sich aus vertikalen und horizontalen Linien ergeben, in sich. Die Scottish Tartans Authority wacht über die Designs der karierten Schottenstoffe und führt die Karos berühmter Familienclans im Scottish Register of Tartans, ebenso wie die Marken-Karos der Fashion-Industrie oder von Firmen. So hat Lidl GB anlässlich seines 25. Jahres auf der Insel sein eigenes Karo mit dem simplen Namen „Lidl“ gerade eben, Ende April 2019 mit der Referenznummer 12483 registrieren lassen. Und es sieht gar nicht schlecht aus mit seinen Lila- und Blautönen gepaart mit Braun und Grün, wie du hier sehen kannst.
Diese Karokunst heißt Glencheck, abgeleitet vom Englischen clan von glen=Stamm, Sippe in schottischen Familiengemeinschaften, die in den Bergtälern beheimatet waren und check=Karomuster. Das Muster war früher nur dem schottischen Adel vorbehalten bzw. jedes spezielle Karo nur den Mitgliedern der jeweiligen Sippe.
Verlaufen über dem Karomuster noch feine Linien aus einer kontrastierenden Farbe wie ein Überkaro, spricht man vom Prince Of Wales Check (auch wenn viele andere Clans diese Linien in ihren Patterns führen) und genau das hat mich zum Namen meines Karomusters inspiriert.
„Princess of Noro Gold Check“-Muster mit der Noro Taiyo Sock 37
Da jede*r ein eigenes Karomuster entwerfen und nach eigenem Gusto benennen kann, ist eben meins das einmalige „Princess of Noro Gold Check“. Das Gold hat hier drei Dimensionen und einmalig ist es, weil es alle drei Garne nicht mehr gibt, wie die Farben alter Meister in einem Kunstwerk, die genauso nicht noch einmal reproduzierbar sind.
- Der Goldglanz aus dem reinen Seidengarn. Es sieht wirklich wie echtes, schimmerndes Gold aus, auch wenn es die Garnmacher dieser Dibadu-Funnies „Oliven in Limettensauce“ getauft hatten 😉
- Der Goldton in der Noro Taiyo Sock 37 hat genau die gleiche Farbe, nur dass der Ton in der Garmischung aus 50% Baumwolle, 17% Wolle, 17% Polyamid und 16% Seide eher matt ist.
- Das Rowan-Garn (des Oberteils und der Ärmel) aus 70% Seide und 30% Baumwolle ist die Summer-Tweed in der Farbe Rush … was so viel wie Rausch bedeutet und da fällt einem auch gleich Goldrausch ein, eine grüngelbe Gold-Silber-Legierung, die etwas angelaufen ist und aufpoliert sein will, eben mit den goldenen Dibadu-Funnies. (Wenn du jetzt bei Rausch doch eher an Alkohol denkst, dann lies hier weiter…)
Die Basis unter meinem Karo ist zwar nicht kariert, doch das selbststreifende Garn Noro Taiyo Sock 37 hat diese tweedige Anmutung und Tweed (oder auch Twill, in Köperbindung gewebte Textilien) ist die Grundlage der meisten englisch-schottischen Karostoffe. So habe ich mich mit meinem goldenen Glencheck-Karo mal eben selbst geadelt, also mir auf die Schulter geklopft für das raffinierte Kleid aus drei so unterschiedlichen Garnen, die jetzt wunderschön und harmonisch vereint sind.
Trendmuster Glencheck
Glencheck war wohl das Trendmuster vieler Designer in der gerade vergangenen Wintersaison 2018/2019 aber nicht aus diesem Grund wurde mein Kleid im Februar 2019 endlich vollendet. Als aufmerksamer Follower wirst du meine Ankündigung im Februar 2018 hier bereits gesehen haben (vorletztes Bild), ein Jahr bevor das Glencheck-Muster zum Trend erkoren wurde und da war das Kleid bereits bis auf die Ärmel und die eingehäkelten Längstreifen fertig gestrickt und musste nur noch zusammengenäht werden. Doch dann wurde es erstmal, aus völlig unerfindlichen Gründen zum UFO* und blieb vorerst unkariert.
Um auf der Handarbeitsmesse H+H Ende März zünftig in Strick zu erscheinen, beendete ich mehr als ein Jahr nach dem Designentwurf die Feinarbeiten am Kleid mit der Noro Taiyo Sock 37 ganz unabhängig irgendwelcher Trend-Checks.
Klare Thronfolge
Damit keine Zweifel zur Thronfolge aufkommen, lasse ich noch ein paar Worte zum Garngeschlecht fallen. Bei einer Noro-Verrückten (Noromaniac) steht selbstverständlich Noro immer auf dem ersten Platz, ganz oben auf dem Thron, ist die Queen meiner Prinzessinnenträume. Doch eine gute Königin ist gnädig und offen und herrscht mit geschickter Hand über der Garnwelt. Sie bildet gewinnbringende Allianzen, geht nützliche Interessengemeinschaften und attraktive strategische Bündnisse ein. Das sichert die Vielfalt, sodass es nie langweilig wird. Das begründet Strickbruder- und -schwesternschaften und erweitert die Heeresformationen der Follower.
Gehen wir rein von der Quantität des Garneinsatzes aus, so kommt auch hier
- die Noro Taiyo Sock 37 an erster Stelle,
- gefolgt von der Rowan Summer Tweed Rush und den
- goldfarbenen Dibadu-Funnies, dessen Reste im passenden Häkeltuch zu finden sind.
Nachdem das klargestellt ist, walte ich der mir bestimmten Aufgabe, präsentiere die Noro Taiyo Sock 37 in seiner schönsten Form (eben nicht als Socke), sondern mit zwei anderen herrlichen Garnen und eröffne die exklusive…
Foto-Parade für das Princess of Noro Gold Check Kleid mit Noro Taiyo Sock 37
Zum Einstimmen die noch unverarbeiteten Garn-Knäule der Noro Taiyo Sock 37 in der Draufsicht
… und der Rapport dieses Norogarn. Klick hier und du erfährst noch mehr über das Garn.
Die Idee zum Kleid aus Ende 2017/Anfang 2018
Die Zusammenstellung der Garne. Ich wollte die matte Noro Taiyo Sock 37, die man sonst nur in sportlichen Strickteilen sah, aufwerten und edel präsentieren. Weiter unten bringt es die Sonne an den Tag 🙂
Das Oberteil mit Rockteil noch unkariert. Die beiden Rockteile wurden direkt an das Oberteil gestrickt und später seitlich zusammengenäht.
Beim Stricken habe ich für die späteren Karo-Längslinien immer eine Masche links (in der Rückreihe rechts) gestickt, in deren Rille auf der Vorderseite ich die goldenen Maschen einhäkeln konnte.
Hier siehst du zwei behäkelte und zwei unbehäkelte Reihen, also vorher/nachher. Für den Karoeffekt hatte ich beim vorherigen Stricken in einem bestimmten Abstand immer, eine Reihe Taiyo 4ply mit einem Goldfaden, eine Reihe Taiyo 4ply pur, eine Reihe mit doppeltem Goldfaden, eine Reihe Taiyo 4ply pur und noch einmal eine Reihe Taiyo 4ply mit einem Goldfaden gestrickt.
Die Goldkante am unteren Saum
Die goldene Rüsche am Halsausschnitt
Das Kleid in der Sonne. Das Gold der Seide glänzt und ist der perfekte Kontrast zu dem Tweedgarn von Rowan und dem selbstreifenden Garn der Noro Taiyo Sock 37, das ebenfalls einen Goldton im Rapport hat.
Noch einmal alle Materialien, die das „Princess of Noro Gold Check“-Kleid ausmachen. Hier erkennt man auch die quer eingestrickten Goldfäden für die Karo-Bildung gut.
Das Kleid aus Rowan Summer Tweed, Dibadu-Funnies und Noro Taiyo Sock 37 direkt an Noromanaic kannst du übrigens hier sehen (letzte Bild im Beitrag)… Bilder mit dem Princess of Noro Gold Check-Kleid auf der Puppe mit passendem, gehäkelten Seiden-Dreieckstuch und einem gekauftem Tuch aus meinem Fundus folgen hier:
The Ecstasy of Gold
Beim Suchen nach der passenden musikalischen Untermalung für deinen Kommentar bin ich auf die Interpretation von Carolina Eyck – Theremin & Voice Ennio Morricone „The Ecstasy of Gold“ – gestoßen. So sphärisch, an weite Landschaften erinnernd, die sich öffnen, Raum zum Atmen und für die Fantasie geben … diese Klänge verzücken und sind sehr ungewöhnlich, fast intergalaktisch oder feengleich. Ungewöhnlich ist auch die Theremin-Spielweise, es wird berührungsfrei, nur mit den Bewegungen von Händen und Armen gespielt. Auch das hat eine ungeheure Magie.
Selbst Sting spielte 2010 auf der Tournee mit Orchester beim Titel Moon Over Bourbon Street auf einem Theremin (ab Minute 3:08). Und weil wir gerade bei Sting sind, da gibt es noch einen schönen Titel für unseren Goldrausch: Fields Of Gold
„Among the fields of gold
Will you stay with me?
Will you be my love?
Among the fields of barley“
Auch wenn Sting wohl heute, statt durch goldene Gerstenfelder, eher durch Rebenreihen in seinem Weingut in den toskanischen Hügeln bei Florenz schreitet, in denen er neben seiner Musik „Messagges in the bottle“ produziert, so rundet dieser Song meine kleine Geschichte perfekt ab.
Der goldene rote Faden
Zugegeben, der Bogen ist weit gespannt, von drei Garnen, über schottische Webmuster und das ungewöhnliche Theremin-Instrument, die Musik und den Wein von Sting, bis zum Strickkleid von Noromaniac. Aber alles gehört irgendwie zusammen, ist Kultur, sind von Menschen geschaffene wunderschöne Dinge. Für mich: ein roter Faden in Gold.
Was meinst du?
Alle Fotos und Design des Kleides mit Noro Taiyo Sock 37: Katrin Walter/Noromaniac. Foto Gold und Kornfeld: Pixabay
*UnFertiges (Strick)Objekt oder auf Englisch unfinished object – Mehr zum Thema UFO findest du hier.
Mehr Projekte aus den Garnen der Noro Taiyo-Familie kannst du hier entdecken …
Schickes Kleid! Würde ich gerne tragen wollen.
Hallo Renate, es freut mich sehr, dass dir mein Kleid gefällt und du es sogar tragen würdest. Das ist ein großes Kompliment. Danke sehr.
Ich bewundere immer wieder die Kreativität und Begeisterungsfähigkeit von Katrin. Dazu passt der Spruch von Albert Einstein: Das schönste Gefühl der Welt ist der Sinn für das Geheimnisvolle. Es ist die Quelle jeder wahrhaften Kunst, jeder Wissenschaft. Wer diese Emotion nie gekannt hat, wer nicht die Gabe des Erstaunens, des Entzückens besitzt, könnte ebenso gut tot sein, denn seine Augen sind verschlossen.
Lieber Norbert,
dein Kommentar lässt mich mit offenem Mund dastehen. Vielen Dank.
Ich bemühe Albert Einstein auch öfter einmal (wie man hier sehen kann https://www.simplywalter.biz/kontakt.html), denn er ist einfach ein Universalgenie und wusste Arbeit mit Spaß am Leben zu verbinden.
Aber du hast recht, wenn ich mich begeistere, dann so richtig und dann blüht auch meine Fantasie auf …. oder ist es umgekehrt 😉
Liebe Grüße nach Wien
Katrin
Beim Anblick des Kleides denke ich an Saphir, Jade, Aquamarin, Amethyst … in Erdtöne getaucht. Wunderschön auch ohne das Dreiecktuch.
Wow, Rita, was für schöne Assoziationen. Danke dir.
Ein umwerfend schönes Kleid, ein echtes Kunstwerk! Ich hab’s gesehen, in Köln, es passt zu Katrin wie kein anderes Kleid! Brava!!!
Liebe Sabine, vielen Dank für deinen enthusiastischen Kommentar und dein Kompliment … und die schöne Zeit in Köln. 🙂 Grazie mille.
Liebe Katrin, du hast mal wieder mit so viel Spaß und Freude geschrieben, da merkt man, dass du Noro liebst. Deine Schreibe ist wirklich großartig.
Danke dir sehr, Lemondrop und schön, dass du dich endlich entschlossen hast, es auch einmal öffentlich zu schreiben. 🙂
Eine phantasievolle und sehr interessante Geschichte zu einem kreativen und einzigartigen Kleid, das dir perfekt steht. Du hast dich mal wieder selbst übertroffen, liebe Noromaniac.
Ganz lieben Dank, liebe Soleaelos. Ich beschreibe gern, was mich motiviert und es freut mich unheimlich, wenn ich dir und auch allen anderen damit ein paar anregende Gedankenspiele auf den Weg mitgeben kann.
Gefällt mir sehr gut Dein ‚Prinzess-of-Noro-Gold-Check-Kleid‘, sowie die goldenen Fäden und der Rote sowieso. Aber was ich am meisten bewundere, ist deine Ausdauer, so ein Stück anzugehen, liegenzulassen, weiterzustricken und am Ende auch zu vollenden! Beneidenswert.
Danke Majo für deine lieben Worte.
Ich weiß gar nicht, ob das Ausdauer ist … ich brauche immer die richige Stimmung und manche Dinge bauchen einfach ihre Zeit, um zu Reifen … wie auch ein guter Wein.