Ich liebe Westen. Und ich liebe diesen Tekapo Westover mit Noro Haunui, mit Noro Tennen und Noro Madara. Er ist – für mich eher untypisch – in dezenten, natürlichen Farben gehalten. Doch die drei Garne, aus der er besteht, waren es einfach Wert, einmal so die Natur zu feiern. Und wo anderen einen Schal stricken, wenn sie nur wenige Knäule zur Verfügung haben, versuche ich immer irgendetwas zum Anziehen anzufertigen. Somit kannst du nun dieses neue Überziehding von Noromaniac bewundern.
Die Farbe Beige
Beige ist ja eine Farbe, die ich sonst eher vermeide, weil ich sie als ziemlich langweilig und einfallslos empfinde, aber vor allem, weil sie als Farbe der Alten gilt. Schau dir doch bei Gelegenheit (oder gleich und dann komme schnell wieder zurück) diesen witzigen Film hier über 14:22 Minuten über die Farbe „Beige“ von Sylvie Hohlbaum an. Ist natürlich etwas übertrieben. Oder doch nicht? Man könnte auch so einen Film über die ausschließlich „Schwarz-Träger“ machen; denn immer nur Schwarz tragen ist auch nicht gerade einfallsreich. Aber natürlich kann sowohl Schwarz als auch …
Beige aus dem richtigen Material und in perfektem Schnitt sehr edel wirken. Man sieht vor allem in Italien viele Menschen in Beige und Blau gekleidet: DER Business-Look schlechthin. Und auch ich habe einige sehr wenige beigefarbene Teile: zum Beispiel eine weite fließende Bluse aus feinem glänzenden Stoff und einen Staubmantel in einem eher Dunkelbeige, so ein universales Teil für den Übergang.
Beige bei Noromaniac
Zugeben muss ich allerdings, dass ich mir vor kurzen die Noro A la Mode in Beige, Farbe #9, gekauft habe (ein Schnäppchen). Doch das ist vielleicht mal ein Beige, ein richtig kräftiges und nicht so eine blasse Angelegenheit (wie sie in dem Film zu sehen ist, den ich dir weiter oben verlinkt habe). Fange ich vielleicht auch an zu verbeigen? Ich denke eher nicht. Ich habe ja noch so viel bunte Norowolle und da macht ein beigefarbenes Teilchen dazwischen nicht so viel aus.
Dann gibt es noch meinen Mantel aus der Noro Kumo, der auch im Noro Knitting Magazine war und mächtig Eindruck gemacht hat. Doch eigentlich ist er eher in einem Honig-Senf-Ton … also irgendwie nochmal drum herum gekommen, doch kein Beige. 😉
Mehr Beige gibt es eigentlich nicht bei mir, außer – last but not least – meinen Origami Schal aus der Noro Shiro, den du hier bewundern kannst. Er ist nicht komplett beigefarben, denn er hat dezente Farbverläufe auf viel Beige. Somit habe ich auch gleich ein wunderschönes, passendes Teil zu diesem Tekapo Westover mit Noro Haunui, als Schal oder als Stola um die Schulter, sollte ich wegen der Ärmellosigkeit doch etwas frieren. Siehe Fotos unten!
Nach dieser kleinen Nichtfarbenkunde kommen wir wieder zur Weste, denn darum soll es hier vor allem gehen. Weste? Westover? Manche sagen auch Pullunder. Ok! Doch was ist ein Tekapo Westover? Gute Frage! Ich erkläre es dir gleich …
Der Name des Westovers aus Noro Haunui
Tekapo ist der Name eines Sees in Neuseeland in der Region Canterbury. Damit schließt sich der Kreis (wenn du die Garnbeschreibung hier aufmerksam gelesen hast). Das Vlies für die Wolle Noro Haunui kommt aus South Canterbury und wurde nach dem Ausdruck der Maori für „Land des Windes“ benannt. Daher dachte ich mir, meinen Westover mit Noro Haunui wie einen der zahlreichen Seen aus dieser Region zu nennen.
Der „Lake Tekapo“ ist ein ehemaliger Gletschersee und nach seiner Aufstauung mit rund 95 Quadratkilometern der größte See der Region Canterbury auf der Südinsel von Neuseeland. Der See ist 30 Kilometer lang und nur 2 bis 6 Kilometer breit und misst an seiner tiefsten Stelle 120 Meter.
Und hier ein Foto des Tekapo-Sees von Ulrich Lange aus Bochum, Deutschland (Creative Commons CC BY-SA 4.0) für den entsprechenden Wikipedia-Artikel „Lake Tekapo“. Von mir wurde hier nur die Pixelzahl etwas verkleinert:
Vom Klang her erinnert mich Te-kapo aber auch an
- Tee, das englische Wort für ein T-Shirt und
- Capo (ausgeprochen Kapo), an das italienische Wort für Teil oder Kleidungsstück …
und was ist mein Westover anderes als ein Kleidungsstück in T-Form 😉
Das A und O T der Form
Diese gerade Form des Tekapo Westover mit Noro Haunui erinnert auch durch das einfache gerade Muster vorn und die dunklere Noro Madara oben etwas an ein T. Aber wenn du genau hinschaust, entdeckst du dass der Westover mit Noro Haunui angezogen doch eher so wirkt als sei er in A-Form gestrickt. Das kommt durch die langen Schlitze am unteren Ende: Da sie leicht aufspringen beim Tragen, wirkt diese Weste noch kleidsamer. Und das ist doch das A und O oder? 😉
Mit langen Schlitzen zu arbeiten, ist auch ein kleiner Trick, wenn du nicht viel Garn zur Verfügung hast. So war es in diesem Fall bei mir: Ich hatte nur ein einziges Haunui-Knäuel. Damit brauchst du unten nicht extra breiter stricken, sondern einfach nur gerade hoch und durch die Schlitze kannst du zudem noch deine Hände lässig in deine Rock- oder Hosentaschen stecken.
Der Natur-Dreiklang im Westover mit Noro Haunui
Der Tekapo Westover mit Noro Haunui besteht zwar zum größten Teil aus Wolle aus Neuseeland (ein komplettes 200 g-Knäuel), doch ich habe für den perfekten Dreiklang noch zwei andere Norogarne mit dazugenommen: die Noro Tennen und die Noro Madara. Ich finde diese drei Garne unglaublich schön zusammen mit ihren Texturen und Farben. Das Beige aus der Noro Haunui findet sich ebenfalls gesprenkelt in der Noro Tennen #45. Und auch die von weitem fast einfarbig wirkende Noro Madara #4 hat braune Sprenkel. Ihr eigentliches Stahlgrau wirkt hier wie die Farbe von Kieselsteinen und die Tennen wie Marmor.
Der Klang Neuseelands Ureinwohner
Wenn du noch tiefer in die Philosophie hinter diesem Westover mit Noro Haunui aus dem Land des Windes der Maori eintauchen möchtest, dann unterlege dir doch
- dein Weiterlesen,
- dein Fotogucken und
- dein Kommentar-Schreiben
mit der passenden Musik – dem New Zealand Folksong Aio Ki Te Aorangi (2:24 Minuten) einer Hymne an Mutter Erde, an den Frieden und die Liebe auf der ganzen Welt. Was passt besser, wenn wir hier aus Wollen gestrickt haben, die unter ethischen und umweltschonenden Bedingen hergestellt wurden.
Fotogucken vom Werden und Sein des Westovers mit Noro Haunui, Noro Tennen und Noro Madara
Von allen drei Norogarnen hatte ich nur jeweils eine Einheit: jeweils einen 100 g-Strang von der Noro Tennen und der Noro Madara und ein 200 g-Knäuel der Noro Haunui. Nach einigem Hin- und Herschieben dieses Garnschatzes war dann die Reihenfolge klar. Schau nur wie gut diese drei Garne zusammen aussehen …
Begonnen habe ich von unten zu stricken: bis zum Schlitz in zwei Teilen und dann rund. Erst an den Schlitzen für den Arm, habe ich die Arbeit wieder geteilt. So konnte ich das Garn optimal nutzen. Und nichts von der Noro Haunui, die den größten Anteil an diesem Strickobjekt hat, verschwenden. Gestrickt habe ich mit austauschbaren Lykke-Nadeln aber mit einem neuen transparent-bunten Seil von KnitPro (hier in rot). Bei Lykke gibt es nur die schwarzen Seile und ich wollte wenigsten beim Strick-Accessoire etwas mehr Farbe. 😉
Anschließend kam die Noro Tennen und zum Schluß die Noro Madara:
Der Westover mit Noro Haunui beim Spannen, bevor ich dann den Halsausschnitt angestrickt habe:
Und noch ein paar Fotos der Hommage an einige der schönsten Naturgarne von Noro:
Die Schulterschräge habe ich mit verkürzten Reihen gestrickt und dann im Maschenstich zusammengefügt. Dadurch sieht man keine Naht auf der Schulter und alles ist „aus einem Guss“.
Übrigens: Die Noro Tennen und die Noro Madara eint etwas: Sie haben beide einen Alpaka- und einen Seiden-Anteil in der Wollmischung. Die Noro Haunui ist komplett aus Wolle.
Und wie toll der neue Westover mit Noro Haunui und den beiden anderen Norogarnen zu meiner Origami Stola aus Noro Shiro passt:
Willst du dir deinen Westover mit Noro Haunui selber stricken?
Dann schreibe mir für die Anleitung (passend für die Größe 40, 42 und sogar 44 (ohne große Oberweite)) oder hole sie dir hier in Ravelry.
Noch mehr Westen gibt es hier …
Fotos gestapelte Kieselsteine und Marmor: Pixabay. Foto Tekapo-See: Ulrich Lange, Wikipedia
Restliche Fotos und Design: Katrin Walter – Noromaniac
Bestimmt sehr kleidsam durch die dezenten Farben. Gefällt mir gut.
Liebe Renate, es freut mich, dass dir mein Westover gefällt. Vielen Dank für deinem Kommentar 🙂
Find ich wunderbar. Die Farbkombinationen liebe ich.
Liebe Jetta, vielen Dank für deinen Kommentar. Ja, die Farbkombi mag ich auch, obwohl ich es sonst eher noch bunter liebe. Aber ab und an kann es auch ruhig mal etwas dezenter sein 😉
Westen oder ähnliche Überzieher sind ja gerade sehr angesagt, aber eigentlich nicht so mein Ding. Deine begeistert mich mit ihrer harmonischen wunderschönen Farbgebung – Natur pur passend zur Wolle – und dem raffinierten, geraden Schnitt. Wie immer bei deinen Kreationen überzeugen die kleinen Details wie die seitlichen Schlitze und der minimalistische Einsatz von Mustern. Lake Tekapo in Wolle perfekt umgesetzt und nahe gebracht!
Liebe Soleaelos, da ich weiß, dass du Westen nicht so magst, freue ich mich um so mehr über deinen positiven Kommentar.
Obwohl die Wollen einfarbig bzw. „solo“ sind, hätte man denken können, mit viel Muster zu arbeiten. Doch ich finde auch, das sie gerade durch den Minimalismus besonders gut zur Geltung kommen und ihre Herkunft und Natur perfekt unterstreichen.
Danke dir.
Pingback: Der Origami Shawl featuring Noromaniac mit Noro Shiro
Pingback: The Origami Shawl Design by Margie Kieper – Chat with the Designer