Verrückt nach Noro-Garn
 
Noromaniac

Noro Saiun – ätherische Glückseligkeit

In dieser Garnbeschreibung erfährst du, was sich Takuo Noro und sein Team bei der Entwicklung der Noro Saiun und seiner Benennung gedacht haben und erhältst ein paar Einblicke in die Meteorologie und Wolkenkunde ;-). Weiterhin zeige ich dir, in welchen Farben es die Noro Saiun gibt, wie sich das Garn stricken lässt und du siehst die ersten gestrickten und gehäkelten Modelle. Viel Spaß beim Entdecken!


Draufsicht auf ein Knäuel des Handstrickgarns aus Japan, der Noro Saiun in Farbe #08 Danro mit herrlichen Blau- und Türkistönen und Flieder für die Garnrezension von der Noro-Expertin Katrin Walter aka Noromaniac
Draufsicht auf ein Knäuel der Noro Saiun Farbe #08 Danro
Steckbrief Noro Saiun
  • Noro Saiun Handstrickgarn Materialzusammensetzung: 70% Wolle, 30% Polyamid
  • Einheit: 150 g
  • Lauflänge: 450 m auf 150 g (also 300 m auf 100 g)
  • Empfohlene Nadelstärke: 3,5 – 4,5 mm (US 4 – 7)
  • Maschenprobe: ca. 20-22 Maschen x ca. 28-30 Reihen = 10 cm x 10 cm
  • Verkaufspreis pro Einheit: um die 30,00 Euro (je nach Preispolitik des einzelnen Garnhändlers)
  • Garngewicht: 4
  • Herkunftsland: Japan
  • Launch des Garns bei Noro: Herbst-Winter 2024

Die Bedeutung des Garnnamens oder eine kleine Wolkenkunde

Saiun 彩雲 bezeichnet im Japanischen Regenbogenwolke, Perlmuttwolke oder Purpurwölkchen bzw. im Englischen glowing Clouds. Dabei bedeutet das erste Zeichen 彩 = coloring, paint, makeup und das zweite  雲 = cloud. Bei der Aussprache hört man das finale „n“ kaum.

Rosa Wolken am lila Himmel. Illustration by Yourialka, Pixabay - NoromaniacWer schon einmal in Japan war, der weiß wie bunt das Licht schimmern kann, vor allem beim Sonnenuntergang. Doch das ist hier nicht gemeint, sondern ein besonderes Phänomen, dass die Wolken rosa oder bunt schillern lässt. Es ist nur ziemlich selten zu beobachten und ist dann immer ein Ereignis, was sogar von der Presse aufgegriffen wird, wie man beispielweise hier und hier lesen kann.

In der Meteorologie nennte man diese Perlmuttwolken auch polare Stratosphärenwolken, abgekürzt PSC vom Englischen „polar stratospheric Clouds“ (siehe Wikipedia) bzw. irisierende Wolken. Ganz genau kennen sich die Menschen aus, die sich im Verein Arbeitskreis Meteore e.V. mit allen möglichen atmosphärischen Erscheinungen beschäftigen. Dort ist zu lesen, dass die Wassertröpfchen in den Wolken das Irisieren hervorrufen, in dem sich an ihnen das Sonnenlicht beugt (nicht bricht). Da diese Tröpfchen sehr klein sind, aber doch von unterschiedlicher Größe, beugt sich das Licht eben auf verschiedene Weise und das erzeugt die schillernden Farben.

Bei Wolken in höheren Lagen, die eher aus Eiskristallen bestehen, entstehen die Farben durch Interferenzen von Strahlen, die vorn und hinten auf den sehr dünnen Eisplättchen und durch die ganze Wolkenschicht ein- oder mehrfach reflektiert werden. Wer noch mehr darüber wissen möchte, sollte sich die Erklärungen und Fotogalerien zu den irisierenden Wolken oder den Perlmuttwolken auf der Website des Arbeitskreises anschauen.

In der folgenden Collage habe ich für dich einmal Fotos dieser Wolken neben die Farbrapporte der Noro Saiun gestellt, um die Idee von Takuo Noro und seinem Team zu illustrieren.

Foto-Collage aus den Launchfarben des Farbverlaufsgarns Noro Saiun mit Fotos einer Regenbogenwolke aus Pixabay, von polaren Stratosphrenwolken und irisierenden Wolken von Hanni Huber jeweils aus Meteore – Noromaniac

Fotos im Uhrzeigersinn von oben links nach unten links: Launch-Farbrapporte Noro Saiun von Eisaku Noro Ltd.; Regenbogenwolke von Rajam Karthik aus Pixabay; irisierende Wolken von Hanni Huber (Bild des Jahres 2023) und polare Stratosphrenwolken von Heiko-Ulbricht, beide aus Meteore.

Noro Saiun die einzelnen Farben

Kommen wir gleich zu den Launchfarben des japanischen Garns Noro Saiun. Es sind gleich neun ziemlich unterschiedliche Farbstellungen, die wohl diese Art von Wolken immer an einem anderen Himmel darstellen sollen: mal dunkler, mal heller, mal bei Sonnenaufgang mal bei Sonnenuntergang. Hier die Farben der Noro Saiun einzeln für dich. Lass deiner Fantasie freien Lauf, welche Wolkenformation, Tageszeit oder Wetterbedingung du darin sehen magst:

#01 Yuki
Noro Saiun #01 Yuki Farbverlauf des Wollmischgarns aus Japan, das seinen Namen von Regenbogen- oder Perlmuttwolken hat – Noromaniac

#02 Kori
#02 Kori Farbrapport Norowolle – Noromaniac

#03 Aisusuku
#03 Aisusuku Farbverlauf Norowolle die Ihren Namen von irisierenden Wolken hat – Noromaniac

#04 Orosa
#04 Orosa Farbrapport Norowolle – Noromaniac

#06 Sori
#06 Sori Farbverlauf des Wollmischgarns Noro Saiun aus Japan – Noromaniac

#08 Danro
#08 Danro Farbverlauf der Norowolle – Noromaniac

#10 Bara
#10 Bara Farbverlauf des Wollmischgarns Noro Saiun aus Japan – Noromaniac

#11 Anatsuri
#11 Anatsuri Farbrapport des Wollmischgarns Noro Saiun aus Japan – Noromaniac

#12 Suki
#12 Suki Farbrapport Norowolle – Noromaniac

Und hier mein Musterknäuel der Noro Saiun Farbe #08 Danro

Ein 150-g-Knäuel Farbverlaufsgarn aus Japan, Norowolle mit Polyamid in Himmelsfarben - Foto: Katrin Walter - Noromaniac

Vergleich Noro Saiun und Noro Tabi

Wenn es nicht Schwarz auf Weiß auf dem Etikett stehen würde, hätte ich gedacht, reine Wolle in den Händen zu halten. Sie fässt sich fast wie eine Light-Version der Noro Kureyon an. Doch es stecken ganze 30% Polyamid mit drin und wenn ich es mir recht überlege sind diese Kunstfasern, neben ihren stabilisierenden Eigenschaften, auch weich, leicht und sehr elastisch. Das Garn hat in jedem Fall eine tolle Haptik, da will man gleich losstricken.

Vergleich Noro Saiun und Noro Tabi, beide sind eine Mischung aus Wolle mit Polyester, haben aber trotzdem unterschiedliche Eigenschaften. Welche? Das liest du bei der Noro-Expertin Katrin Walter aka Noromaniac. Auf dem Foto die beiden Garnknäule mit Etikett und Strickproben.

Zuerst habe ich mir mal mein Musterknäuel der Noro Tabi rausgeholt, die mit 65% Wolle und 35% Polyamid eine ganz ähnliche Zusammensetzung hat. (Du siehst beide oben auf dem Bild nebeneinander.) Dabei fiel mir gerade auf, dass ich die Noro Tabi nie beschrieben habe: Sie kam 2020 auf den Markt; ihre Produktion wurde bereits nach zwei Jahren wieder eingestellt. Du findest sie jedoch, jetzt in 2025, noch im Handel. Obwohl die Zusammensetzung dieser beiden Noro-Garne fast gleich ist, gibt es einen großen Unterschied in der Haptik.

Die Noro Tabi ist steifer und viel robuster, was sie vielleicht auch für Socken prädestiniert macht, denn Tabi bezeichnet die knöchelhohen Socken in Japan mit abgeteiltem großem Zeh, die in den typischen japanischen Zōri- oder Geta-Sandalen getragen werden. Ich bin ja keine Sockenstrickerin, doch aus der Tabi wollte ich es endlich einmal versuchen … wie du siehst, habe ich es bisher nicht geschafft.

Die Noro Saiun, hingegen, ist sehr soft, daraus mache ich mir lieber ein Oberteil oder etwas für den Hals. Es wirkt so federleicht und macht damit seinem Namen alle Ehre, denn „Wölkchen“ verbindet man ja im Allgemeinen mit Leichtigkeit, Duftigkeit … etwas Ätherischem. Der Großhändler von Noro-Garn, Knitting Fever Ing. in New York sagt, dass „each ball embarks on a color journey of happiness”, also dass man sich mit jedem Garnknäuel auf eine farbenfrohe Reise der Glückseligkeit begibt. Also machen wir das doch einfach und stricken los.

Noro Saiun Handstrickgarn aus einer Wollmischung aus Japan, hier in Farbe #08 Danro mit vielen Blautönen und Flieder: Knäuel und Strickprobe mit Lykke-Nadeln von der Noro-Expertin Noromaniac für die Garnrezension. Foto: von Katrin Walter.

Stricken mit der Noro Saiun

Das Stricken ist die reine Freude und das fertige Gestrick scheint sehr formstabil zu sein. Wenn ich es längst und quer ziehe springt es immer wieder in seine Ausgangsform zurück. Hier machen sich wohl die elastischen Eigenschaften des Polyamids bemerkbar. Ich habe die Strickprobe noch nicht gewaschen, doch es verspricht ein tolles Strickergebnis zu werden. Sobald ich mehr weiß, berichte ich, doch vorerst muss ich mir erst noch ein paar mehr Knäuel besorgen, um ein größeres Projekt, wie einen Pulli anzugehen. Ich wollte dich nur nicht mehr länger auf diese Garnbeschreibung warten lassen.

Der Faden ist übrigens ziemlich gleichmäßig, schau mal …

Die Noro Saiun aus Japan, hier in Farbe #08 Danro mit vielen Blautönen und Flieder im Teststick mit Lykke-Nadeln. Man sieht auch gut die für Noro ziemlich gleichmäßige Fadenstruktur Foto: Katrin Walter – Noromaniac

Die Noro Saiun hat zudem eine tolle Lauflänge von 300 Metern auf 100 Gramm, damit kommst du schön weit und kannst herrlich duftige Teile stricken. Schauen wir darum auch gleich auf das, was andere daraus gemacht haben …

Gestrickte Modelle

Du findest die ersten Modelle aus dem Wintergarn Noro Saiun im Noro Magazin 25.

Ein Modell wird gleich auf dem Cover gezeigt. Es ist das Tuch „Alexia“ von Annabelle Speer und wird aus je einem 150-Gramm-Knäuel der Farbe #8 und #11 gestrickt mit einem Hebemaschenmuster. Rechts daneben der Westover „Merge“ von Audrey Drysale aus – je nach Größe – ein bis zwei 150-g-Knäuel der Noro Saiun Farbe #08 und zwei bis drei 100-g-Knäuel der Noro Silk Garden Sock Solo Farbe #87. Ich zeige sie hier, doch so richtig ist das nicht meins, so wird die Weste viel zu dick und warm, finde ich.

Das Cover des Noro Knitting & Crochet Magazines mit dem gestrickten Tuch „Alexia“ aus Noro Saiun #8 und #11 und der Weste „Merge“ aus dem Heft aus Noro Saiun im Mix mit der Noro Silk Garden Sock Solo. Fotos von Knittingfever / Noro Magazine (Soho) – Noromaniac

Ich habe bei einem Test auch zwei Garne zusammen verarbeitet, doch nicht auf einmal, sondern abwechselnd in Streifen und das zweite Garn ist ein fluffiges einfarbiges Mohairgarn. Du siehst die Probe links oben auf dem folgenden Bild (und unten in der Mitte die Noro Saiun noch einmal im Knäuel). Diese Kombi passt gut und lässt die Noro Saiun selbständig für sich „scheinen“ und das sehr leichte Mohairgarn sorgt für ein noch duftigeres Endergebnis. Ich denke, ich werde diese Idee weiter verfolgen oder sie pur verstricken bei meinem Saiun-Projekt in himmlischen Farben.

Strickproben mit der neuen Norowolle und Mohairgarn im Streifenmix für die Garnrezension von der Noro-Expertin Katrin Walter aka Noromaniac. Du siehst neben der Noro Saiun auch die Noro Rittou, und die Noro Silk Garden Lite.
Auf dem Foto siehst du – neben der Noro Saiun – außerdem noch die Noro Rittou (oben Mitte) und die Noro Silk Garden Lite (rechts) und etwas Noro Haunui Silk (unten links)

Nun kommt ein Pullover vom Noro Design Team aus Japan, den du ebenfalls im Heft 25 findest. Er heißt Seigaiha und du brauchst zum Stricken drei bis vier Knäuel der Noro Saiun. Im folgenden Bild siehst du das gleiche Modell aus zwei unterschiedlichen Farbrapporten dieses Garns, links Farbe #08 und rechts Farbe #11

Gestrickter Pullover Seigaiha in zwei Farbvariante, einmal in Blautönen mit Flieder, einmal mit Lila, Rostrot, Gelb und Grün. Design und Fotos: Eisaku Noro&Co. Ltd. aus Japan – Noromaniac

Gehäkeltes Modell aus der Noro Saiun

Aus der gleichen Farbe #11 ist auch der Häkel-Pulli „Crissy“ von Melissa Dehnke Mc Gill. So kannst du gleich die Wirkung dieser Farbe in einer anderen Verarbeitungstechnik begutachten. Häkeln verbraucht immer mehr Material und so brauchst du hierfür vier bis fünf der 150-Gramm-Knäuel Noro Saiun.

Gehäkelter Pullover „Crissy“ aus der Farbe #11 Anatsuri wie ein großes Granny Square von Melissa Dehnke Mc Gill. . Fotos von Knittingfever / NoroMagazine (Soho) – Noromaniac

Zum Schluss

Zu allerletzt noch einmal ein Bild, links mit einigen der 150-Gramm-Knäuel der Noro Saiun von Eisaku Noro & Co. Ltd. und rechts daneben mit diesen ätherischen Erscheinungen der irisierenden Wolken von der Website Meteore. Es wurde 2015 bei Biberach an der Riss von Alexander Klingelhöller aufgenommen, erinnert jedoch aufgrund der sichtbaren oberirdischen Stromleitungen auch ein wenig an Japan 😉

Diverse Knäule Norowolle von Takuo Noro mit einem Foto der irisierenden Wolken von der Website Meteore von Alexander Klingelhöller – Noromaniac


Solltest du Fragen haben, kontaktiere mich gern … Konnte ich dir mit meiner Garnbeschreibung weiterhelfen, Ideen liefern oder dir etwas Spaß bringen? Dann freue ich mich über deine Unterstützung, vielleicht mit einer Schale Tee oder gar einem Kännchen? Das würde mich sehr freuen und ich sage dir schon einmal vorab herzlich Danke oder besser „Arigato gozaimasu“ 🙂


Zu den anderen Norogarnen …


Fotoquellen

Die Quellen der Wolken-Fotos in den Collagen findest du direkt bei den Fotos oben. Illustration rosa Wolken am lila Himmel by Yourialka, Pixabay. Die Fotos der Farbrapporte und Modelle aus der Noro Saiun stammen von Knittingfever / Noro Magazine (Soho) / Eisaku Noro & Co. Ltd.

Restliche Fotos und Text © Katrin Walter – Noromaniac