Falsches Patentmuster stricken? Hä? Sollten wir es nicht lieber richtig machen?
Das ist eine berechtigte Frage von dir, doch keine Bange, es handelt sich nur um den Namen für das Strickmuster in Rippen, an dem nichts falsch ist (nur der Name). Doch auch der Name ist eigentlich nicht falsch, denn wenn du ein falsches Patentmuster strickst, sieht es fast wie ein echtes aus. Alles klar?
Falsches Patentmuster stricken – die Philosophie
Zugeben, das Vollpatent, also das echte Patentmuster (manche sagen auch Brioche dazu) ist noch fluffiger und weicher. Doch es verbraucht auch viel viel mehr Wolle und dein Strickteil wird dadurch schwerer. Dann gibt es noch Halbpatent, doch da sehen die beiden Seiten nicht gleich aus und auch bei diesem Muster liegt der Garnverbrauch höher. Zudem zieht sich Halbpatentes sehr stark zusammen und würde den Schal zu schmal machen, außer du strickst ihn breiter, doch dann brauchst du wieder mehr Wolleinsatz … ein Teufelskreis!
Nun verstehst du wohl, warum ich das „falsche“ Patentmuster für meinen Schal gewählt, denn ich finde es total RICHTIG – eine kleine Auflistung der Vorteile:
- Mein Muster ist (wie auch Vollpatent) auf beiden Seiten gleich,
- es verbraucht dabei weniger Wolle als Voll- oder Halbpatent.
- Und dadurch, dass beim Falschen-Patentmuster-Stricken weniger Material verbraucht wird, ist so ein Strickteil leichter und auch weniger voluminös, doch das macht die tolle kuschlig-weiche Noro Haunui Silk wett.
- Zudem ist falsches Patentmuster stricken sehr einfach, denn es besteht nur aus ganz einfachen rechten und linken Maschen und von den rechten sogar sehr viel mehr. Also easy peasy. 🙂
Außerdem beschreibe ich dir nun genau, wie das falsche Patentmuster gestrickt wird und somit steht deinem nächsten (oder ersten) Strickprojekt nichts mehr im Wege.
Falsches Patentmuster stricken – die Anleitung
Bevor es jedoch richtig losgeht, noch ein paar Details vorab:
Material für das Stricken des Schals aus Noro Haunui Silk
Du brauchst zwei Stränge Noro Haunui Silk mit je einer Lauflänge von 330 Metern pro 150-g-Strang bei mir ist es die Farbe 107, Lot A. Hinweis: Die Wolle muss vor der Verarbeitung noch gewickelt werden (bitte locker wickeln!). Dann benötigst du noch Stricknadeln in der Größe 5,5 mm (ich nehme immer gern Rundstricknadeln).
Fertige Maße des Schals
(ungespannt): 21 cm x 180 cm
Falsches Patentmuster stricken – das Muster
Das Muster besteht nur aus zwei Reihen und ist wirklich sehr sehr einfach, dabei macht es so viel her.
1.Reihe=Hinreihe: RM, 9x [3M re, 1M li], 3 M re, RM
2.Reihe=Rückreihe: RM, 1M re, 1M li, 9x [3M re, 1M li], 1M re, RM
Dann diese beiden Reihen einfach fortlaufend wiederholen.
Abkürzungen
RM Randmasche
M Masche, Zahl davor = Anzahl der zu strickenden Maschen
li links
re rechts
Falsches Patentmuster stricken – Randmaschen
Ich habe mich für meine Schal aus der Noro Haunui Silk bei den Randmaschen für immer rechte Maschen entschieden. Das ergibt einen schönen (kraus rechts gestrickten) Knötchenrand. Du kannst das jedoch ganz nach Belieben handhaben und zum Beispiel auch immer links stricken, doch ich denke, die meisten stricken lieber rechte Maschen.
Bei diesem gerippten Strukturmuster müssen die Randmachen auch nicht extra fest gestrickt werden, wie beim echten Patentmuster (aber auch nicht zu locker).
Strickanleitung Schal
41 Maschen mit Nadeln 5,5, anschlagen
(Bei der Variante aus Noro Kureopatora (siehe unten) habe ich 45 Maschen genommen und mit 5er Nadeln so lange gestrickt, bis ungefähr 200 g aufgebraucht waren)
Hinweis: Falls du deinen Schal breiter oder schmaler stricken möchtest, so brauchst du eine Maschenzahl teilbar durch 4 plus 3 Maschen plus 2 Randmaschen. Hier also 9x 4 Maschen + 3 Maschen + 2 Randmaschen = 41 Maschen
Nun die Reihen 1 und 2 des Musters, wie oben beschrieben, stricken, solange bis deine Wolle fast aufgebraucht ist (einen Faden von ca. 100 cm Länge zum lockeren Abketten lassen) oder dann aufhören, wenn dein Schal die gewünschte Länge erreicht hat.
Ich habe meinem Schal nach 180 cm im Maschenrhythmus abgekettet, hatte dann aber noch ca. 70 Gramm der 300 Gramm des Ausgangsgarns Noro Haunui Silk über.
Da das Garn ganz neu ist, wusste ich vorab nicht, wie weit ich komme. Wenn ich den Schal aus Noro Haunui Silk heute noch einmal anfangen würde zu stricken, würde ich wahrscheinlich vier Maschen mehr anschlagen, also eine Rippe mehr machen für minimal mehr Breite, aber er ist auch so wunderschön und ausreichend für mich.
Spannen oder nicht spannen?
Natürlich könnte ich den Schal aus der Noro Haunui Silk noch spannen, denn dann würde ich ihn auf eine Breite von ca. 33 cm bringen können, ohne groß an Länge zu verlieren (die ich eventuell sogar mit dem Restgarn noch in der Länge ausgleichen könnte). Allerdings ginge dann der schöne Patenteffekt flöten, den ich dir lang und breit in der Einführung oben beschrieben habe. Aus diesem Grund lasse ich es mit dem Spannen (und du solltest es mir gleichtun), denn so ungespannt wirkt er wirklich wie im Patent gestickt. Außerdem ist der Schal in diesem Zustand um einiges kuschliger als in die Breite gezogen.
Hinweis zum Schluss: Es gibt auch Anleitungen, die zwei rechte und zwei linke Maschen, die in jeder Reihe um eine Masche versetzt werden, als falsches Patent vorschlagen. Das geht auch, nur sind dabei die kleinen Bögen der linken Maschen in jeder Reihe versetzt. Bei der Version mit jeweils drei rechten Maschen, liegen sich die kleinen Bögen direkt gegenüber, wie auch die Fäden beim echten Patentmuster und man strickt mehr rechte Maschen.
Variante des Schals im falschen Patentmuster aus Noro Kureopatora
Ich habe diesen Schal auch einmal aus einem Farbverlaufsgarn gestrickt, damit du siehst, er sieht auch gut aus in dieser Variante. Du siehst ihn hier aus der Norowolle Noro Kureopatora, ein Noro-Garn aus Japan das nicht mehr produziert wird, doch sicher einige wie ich noch in ihrem Garnschatz haben. Schau mal … im Vergleich zu dem aus der Noro Haunui Silk und allein für sich mit seinen verschiednen Blautönen, Weiß, Rosa und einem Graubraun:
Dieser Schal misst 20 cm in der Breite und 190 cm in der Länge, immer UNGESPANNT!
Nun bist du dran! Wie findest du den Schal? Ist er nicht irre einfach zu stricken? Bin gespannt auf deinen Kommentar.
Und falls dir meine Anleitung geholfen hat, dir selbst so ein Teil zu stricken oder einem lieben Menschen mit solch einem selbst gestrickten Schal aus der Noro Haunui Silk oder einer anderen Wolle eine Freude zu bereiten, würde ich mich über eine kleine Spende freuen:
1 Euro als kleine Anerkennung per Paypal spenden
3 Euro als Dankeschön per Paypal spenden
5 Euro als Weihnachtsgabe per Paypal spenden
Falls du etwas spenden willst, aber kein Paypal hast, schreibe mir gern über das Kontaktformular …
Design, kostenlose Strickanleitung und alle Foto: Katrin Walter – Noromaniac
Garn: Noro Haunui Silk (die Garnbeschreibung)
Garnquelle: Knittingfever
Einfach (und) gut
Weniger ist wie so oft mehr. Hier wunderbar interpretiert mit einem „einfachem“ Muster und einer zurückhaltenden Farbe (die herrlich starke Farbtöne zum Leuchten bringt). Danke für diesen schönen Beitrag, liebe Noromaniac, perfekt aufbereitet und perfekt umgesetzt. Ich liebe diesen Schal!
Liebe Soleaelos, die aktuellen Herbst-Winter-Garne von Noro sind alle „solid“ wie diese Noro Haunui Silk. Es gibt noch die Noro Kashirukuru und Noro Malvinas, die ich noch beschreiben muss und euch zeigen, was ich damit probegestrickt habe. Du wirst also bald noch mehr eher Farbreduziertes sehen.
Toller Schal, toller Beitrag – einfach und schön!
Liebe Anja, vielen Dank 🙂
Schöner Schal. Sieht auch schön weich aus, da kann der Winter kommen und die Farbe passt zu fast allem……wow und nur zwei Strickreihen merken……eine wirklich schöne Idee.
Danke sehr, liebe Rita. Er ist wirklich wunderbar weich und so federleicht und kuschlig am Hals. Ich mag ihn sehr. Und dieses Muster zu stricken ist wirklich einfach und kontemplativ.
Pingback: Noro-Herzschal – ein Love-Noro-Statement im Intarsien-Strick
Der Schal ist Super schick
Liebe Regina, vielen lieben Dank. Vielleicht kannst du dir ja auch eine stricken mit meiner Anleitung?